1721

 

302 Jahre seit Gründung des Regiments


Geschichte, Eigenpräsentation DR 5, ca. 1910, Originalabschrift

 

Daten aus der Regimentsgeschichte des

K.U.K. DRAGONERREGIMENTS

NIKOLAUS I., KAISER VON RUSSLAND NR. 5

 

"Unser Regiment ist eines der ältesten und ruhmreichsten der k.u.k. Kavallerie.

Es wurde i.J. 1721 unter der Regierung Kaiser Karl VI. als Kürassierregiment Nr 5 errichtet.

1867 wurde es Dragonerregiment und erhielt statt der früheren blauen, die jetzigen gelben Aufschläge.

1849 wurde Kaiser Nikolaus I. von Russland zum Inhaber des Regiments ernannt. Nach dessen Tode (1855) bestimmte Se Majestät unser Kaiser, dass das Regiment diesen Namen auf immerwährende Zeiten zu führen habe.

Das Regiment ist im Laufe der Zeit auf seinen Kriegszügen zweimal bis Paris, dann bis Warschau, Belgrad u. in die Niederlande gekommen. Es hat an mehr als 70 Schlachten u. Gefechten teilgenommen, stets ehrenvoll für Kaiser u. Vaterland gekämpft u. sich vielfach unvergänglichen Ruhm erworben.

Eine seiner glänzendsten Waffentaten verrichtete das Regiment in der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. Oktober 1813. Zur bleibenden Erinnerung hieran wird von nun an alljährlich der 16. Oktober als Gedenktag gefeiert werden.

Für hervorragende Kriegstaten haben 7 Offiziere des Regiments den höchsten militärischen Orden, den Maria Theresienorden, ferner eine ungezählte Reihe an Unteroffizieren u. Kürassieren goldene u. silberne Tapferkeitsmedaillen erhalten."

-------

Mitgemachte Feldzüge u. größere Schlachten:

1736 – 1739 gegen die Türken

1741/42            ''          die Preussen (Mollwitz, Prag)

1756 – 1762    ''                       ''               (Lobositz, Kolin, Breslau, Leuthen, Hochkirch, Liegnitz, Torgau).             

1778                   ''          Preussen

1788/89           ''          die Türken (Belgrad)

1793 – 1800   ''          Frankreich (Neerwinden, Avesnes le Se, Mainz)

1805                  ''                   ''

1809                  ''          Russland

1813 – 1815     ''          Frankreich (Leipzig, Troyes, La Fere champenoise)

1848/49           ''          Ungarn

(Kapolna, Kal, Isaszeg, Komorn, Zsigrad, Pered, Raab, Komorn II, Szörög, Temesvar)

1866                  ''          Preussen (Königgrätz)


Festrede beim DR 5 Denkmal St. Leonhard Kirche Graz am 16. Oktober 2022 (Traditionsgedenktag DR 5)

Werte Festgäste!

Der Kirchenpatron Hl. Leonhard war ein Schutzheiliger des Viehs und besonders der Pferde. An der Leonhardkirche führte seit jeher eine wichtige, früher mit Pferdefuhrwerken befahrene Handelsstraße vorbei. Der wesentlichste Grund jedoch, wieso sich das Denkmal des DR 5 an der Außenmauer der St. Leonhard-Kirche befindet, ist die Nähe der ehemaligen Reiterkaserne von Graz, welche von 1882 bis 1902 auch Heimat des k.u.k. DR 5 war und nach dem Zerfall der k.u.k. Monarchie, in der 1. Republik, zur Heimat der Steirischen Dragoner Schwadron 5 des 1. Österreichischen Bundesheers (ÖBH) wurde.

Das im Jahre 1918 zuletzt im Donezk- und Mariupol- Gebiet, bzw. westlich des Eisernen Tors der Donau eingesetzte k.u.k. DR 5 kam erst nach Kriegsende und nach dem Zerfall der k.u.k. Monarchie mit seinem ersten Heimtransport am 9. November 1918 am Wiener Ostbahnhof an und wurde dort auf Weisung der neuen österreichischen Behörden und auf Befehl des letzten Regimentskommandanten, Johann Sponner, an Ort und Stelle aufgelöst und vom Eid entbunden. Der 2. Eisenbahntransport erreichte über Umwege (Polen) erst am 23. November 1918 die Hauptstadt; das II. Halbregiment wurde ebenso in Wien regulär unter Erhalt aller militärischen Ordnung abgerüstet. Das k.u.k. DR 5 sah seine ursprünglichen Garnisionsorte Görz, Laibach, Windisch Feistritz und Marburg nie mehr wieder, die Untersteiermark war politisch abgetrennt. Die Reiterkaserne Graz wurde wieder zur Heimat der steirischen Kavallerie: zuerst mit der „Berittenen Volkswehr- Schwadron Steiermark“ und dann, bei Errichtung des österreichischen Bundesheeres (ÖBH), mit der „Schwadron Steiermark No. 5“.

Bereits am 18. Jänner 1919 widmete die wieder zusammengetretene Offiziers-Versammlung des nun ehemaligen k.u.k. DR 5, u.a. den „DR 5 - Offiziersfond“ zur Wahrung der Traditionen des Regiments der neuen, in Aufstellung begriffenen Grazer Schwadron.

Ab diesem Zeitpunkt gab es in Graz und Wien monatliche Veteranen-Treffen der Offiziere des ehemaligen k.u.k. DR 5, welche außer Kameradschaftspflege auch die gegenseitige Unterstützung infolge der mißlichen Situation nach dem verlorenen Krieg, aber auch gesellschaftspolitische Gründe zum Zwecke hatten. Im Laufe des Jahres 1919 wurde der Verlust der Untersteiermark zur absoluten Realität; viele Offiziere und Soldaten mussten ihre Heimat, die Untersteiermark, verlassen. Einige verblieben wegen privater Besitzungen bis zum Ende des II. Weltkriegs.

Zwei ehemalige DR 5 Offiziere, Rittmeister Camillo Bregant (Kommandant von 1922 - 1929) und Oberleutnant Herbert v. Gratzy (Fallschirm-Pionier) sowie einige Unteroffiziere dienten in der Schwadron 5 des 1. ÖBH weiter.

Am 16. Oktober 1921, 200 Jahre nach Errichtung des Regiments, am Regimentsgedenktag, wurde der „Offiziersverband des ehemaligen DR 5“ als Verein gegründet. Dieser Verband war der erste gegründete Veteranen- und Offiziersverband in der Steiermark, mit durchaus auch sicherheitspolitischen Ambitionen bzgl. des 1. ÖBH. Die Gründungsfeier wurde vor der St. Leonhard Kirche in Graz begangen. Ab 30. Mai 1923 gab es dann auch einen Mannschaftsverband.

In den 20er Jahren hoffte man, dass aus der Schwadron 5 wieder ein volles Regiment werden könnte. Bei der Zusammenfassung der 6 selbständigen Schwadronen der 6 Brigadebereiche des Bundesheeres in 2 Dragoner-Regimentern im Jahre 1935 wurde die Dragoner Schwadron 5 aber beim „Dragoner Regiment Feldmarschall Graf Montecuccoli No 2“ eingeteilt (Enns, Graz).

Am 16. Oktober 1927 erfolgte die Enthüllung dieser Gedenktafel für die Gefallenen des DR 5 im ersten Weltkrieg an der Kirche St. Leonhard (entworfen von Obstlt Friedrich v. Schildenfeld, ehemals Kommandant der 6. Eskadron und 1919, Kommandant der „Berittenen Volkswehr Stmk“) mit dem Militär-Pfarrer Monsignore Anton Allmer (ehemals Feldkurat des IR 27, Belgier-Kaserne) und dem Pfarrer von St. Leonhard M. Neubauer, mit einer Kranzniederlegung und einer Defilierung der Schwadron 5 in der Reiterkaserne.

Am 19. Oktober 1930 stiftete der Verband der Schwadron 5 ein Standartenband in der Reiterkaserne Graz, da die Schwadron 5 eine neue Standarte mit dem steirischen Panther bekam. Das Band war blau und gelb, die Stickerei Silber mit dem Hl. Georg, Inschrift: „Nikolaus-Dragoner“ und mit dem Wahlspruch des DR 5 „Ehre – Treue - Pflicht“.

Nach 1956 hatte das ÖBH der 2. Republik keine Kavallerie-Einheit mehr, aber es kam zur Gründung des „Bunds ehem. Angehöriger der 5er Dragoner und der Steirischen Dragoner Schwadron sowie der ehem. Kavallerie“, dessen Partnerverband des ÖBH das Panzerbataillon 4 (PzB 4) wurde.

1966 wurde das Panzerbataillon 4 (Belgierkaserne, Graz) mit der Pflege der Tradition des DR 5 sowie der Schwadron 5 des 1. ÖBH beauftragt.

Mit Wirkung vom 1. Juni 1978 wurde das PzB 4 in das Jagdpanzerbataillon 4 (JaPzB 4; Jagdpanzer „Kürassier“) umbenannt.

Am 1. Oktober 1994 wurde das JaPzB 4 in das Aufklärungsregiment 1 (AufklR 1) umgegliedert (Belgierkaserne und Kaserne Feldbach, ab 1998 auch Gratkorn).

Am 1. April 1999 wurde das Regiment in ein Bataillon redimensioniert, die beiden Aufklärungskompanien wurden zu einer Ausbildungskompanie des MilKdo Stmk umgegliedert, in Gratkorn eine neue AufklKp aufgestellt.

Am 1. Jänner 2008 wurde das AufklB 1 aufgelöst. Damit wurde auch die Traditionspflege in Bezug auf das DR 5 unterbrochen.

2021 kam es im Zuge des 300-Jahre Gedenktages des DR 5 zu einer Neuzuordung der Traditionspflege direkt an das Kommando Streitkräfte (ab Mai 2022: „Direktion 1“ des Generalstabs des ÖBH) in Graz, Belgierkaserne.

 

Und heute wird sich der „Geschichts- und Traditionsverein Dragoner Regiment 5“ mit Sitz in der "Reiterkaserne" Graz konstituieren. Die Zielsetzung des Vereins ist die Erforschung, Dokumentation und Repräsentation der Militärgeschichte und Geschichte im allgemeinen - des DR 5 und aller bereits genannten, in der Traditions-Linearität stehenden, ehemaligen Verbände des ÖBH sowie die damit verbundene Traditions- und Kameradschaftspflege. Darüber hinaus beabsichtigt der Verein im Sinne des Österreichischen Schwarzen Kreuzes noch unbekannte, aber in der Regimentsgeschichte genannte Kriegsgräber von Soldaten des DR 5 zu identifizieren. -


Gedanken zum 300 Jahre – Gedenktag DR 5

Bei der Gedenktafel DR 5, Kirche St. Leonhard, Graz

am 16. Oktober 2021

Wer sind wir?  Woher kamen wir?  Was wollen wir?  Wohin gehen wir? Das sind die Fragen in Zeiten einer ungewissen Zukunft. Für das damalige Regiment war das „21er Jahr“ der Jahrhunderte immer im Besonderen mit diesen Fragen verknüpft.

1721 waren es diese Fragen für die übriggebliebenen spanischen Reiter, welche für die Hegemonie der Habsburger in Spanien gekämpft hatten, und aus welchen das neue Kürassier-Regiment in Österreich, fern ihrer Heimat gebildet wurde.

100 Jahre danach, im Jahr 1821, hatte das Regiment gerade von Wien nach Ungarn verlegt. Die dürftigen Friedenjahre nach den napoleonischen Kriegen waren dramatisch von Sparmaßnahmen in der Armee geprägt. Es waren eher Hunger-Jahre.

1921 hingegen war für die Veteranen des DR 5 durch den Zusammenbruch der Monarchie das Ultimum an Ungewißheit.

Immerhin existierte dann das DR 5 mit einer Schwadron aber noch im 1. ÖBH weiter.

Eines wußten sie aber immer: Sie sind Österreicher bzw. sie haben sich entschieden, dies zu bleiben und dafür zu kämpfen.

Besonders pflegten die DR 5 - Veteranen eine Kultur der Kameradschaft, um nicht vergessen zu werden.

Und zu Zeiten 2021?

Es geht uns gut, aber die Ungewissheit über den Fortbestand des Friedens, der politischen Moral, menschlicher Werte und einer Gesundheit des Planeten, auf dem wir leben, macht uns zunehmend Sorgen.

Die Soldaten des DR 5 leben alle nicht mehr. Aber man kann sich an sie erinnern.

Wird sich jemand an uns erinnern? Haben wir noch eine Kultur der Erinnerung über die unmittelbare Familie hinaus? Facebook, Instagram oder wie die „Bildchen“-Programme heute auch heißen mögen, geben uns sicher keine Kultur einer kollektiven Erinnerung, welche wir weiterhin brauchen. Denn Österreicher sein und bleiben zu wollen, bedeutet vor allem, unsere Geschichte und Kultur hochzuhalten!