Verlustanalyse

Russen: Österreicher

11 : 40 Offiziere, 153 : 928 Mann und 162: 207 Pferde 

Hoen/Waldstätten führen in ihrer Zusammenfassung den gesamten Kampftag betreffend, die österreichischen Verluste noch höher an:

Offiziere/Mann/Pferde: 40/939/400(!), also das Doppelte an Pferdeverluste. Letztere Zahl müsste also den Stand vom 22. August präsentiert haben. Der Rückzug bzw. die Flucht dürfte einer hohen Zahl an Pferden wegen Überlastung den Rest gegeben haben...

 

Es ist etwa ein 6-Faches an Ausfällen auf der Seite der Österreicher.

 

Hoen/Waldstätten schrieben: „Welchen großen Anteil die Artillerie an dem Erfolge hatte, beweist die Gegenüberstellung der Verluste, die gleichzeitig erkennen lässt, dass der sich in wenigen Minuten abspielende Kampf mit der blanken Waffe und den kurzen Feuerwaffen verhältnismäßig wenig Opfer kostete, denn auch auf Seite der Russen machte sich sowohl beim Kampf der Orenburg-Kosaken mit Infanterie wie auch durch die Maschinengewehre der 15er Dragoner und der eigenen halben Maschinengewehr-Abteilung sowie der eigenen in die Mêlée hineinfeuernden Artillerie die Wirkung der Feuerwaffen in erheblichen Maße geltend.

 

Es ergeben sich aus dieser Aussage mehrere Fragen:

  • Beweist eine Gegenüberstellung der Verluste tatsächlich den überragenden Anteil der Artillerie an Waffenwirkung?
  • Ist die Aussage, dass „der sich in wenigen Minuten abspielende Kampf mit der blanken Waffe und den kurzen Feuerwaffen verhältnismäßig wenig Opfer kostete“ richtig?

  • Wie war die Auswirkung der Waffenwirkung der MGs auf Höhe 419 auf die Russen, wie jene der Artillerie, die abschließend in den Mêlée feuerte? 

  • Ist eine Zuordnung möglich, wie viele Ausfälle bei den UR 13 und DR 15 im Vergleich zu den russischen DR 10/UR 10 und HR 10 im Nahkampf auftraten?

  • War es eben nur die Artillerie und die MGs, die den Ausgang des Gefechts so stark beeinflussten oder war es etwas anderes?

Zusammengefasste Verluste nach Regimentern im Nahkampf (ohne UR 1 und DR 9):

 

4. Kav Div, Nahkampf

 

 

Rgt

Stärke

 

Männer

 

Pferde

Waffenwirkung

 

 

tot

verwundet

vermisst

 

Säbel, Lanze, Schusswaffen

U 13

2 Eskadronen

5

29

115

?

S/L/SW

 

Durchschnitt pro Eskadron

3

15

60

?

 

D 15

5 Eskadronen

41

12

124

56

S/L/SW & Artillerie

 

Durchschnitt pro Eskadron

8

2

25

11

 

 

Vergleichsverhältnis (Durchschnitt pro Eskadron) der im Nahkampf gestandenen Teile UR 13 zu DR 15:

3:8 Tote, 15:2 Verwundete, 60: 25 Vermisste, zusammengezählt UR 13 : DR 15 = 78 : 35; die Pferde-Verluste des U 13 sind leider unbekannt.

 

Durchschnitt aller Eskadronen im Nahkampf (auf/abgerundet) insgesamt: 5 Tote, 8 Verwundete, 41 Vermisste. Das ist ein Drittel-Ausfall (mehr als 30%) pro Eskadron und als sehr hoch zu bezeichnen.

 

Auffälligkeit:

  • Der 7-fache Wert an Verwundeten und der doppelte Wert an Vermissten beim als erster in den Nahkampf getretenen und zahlenmäßig unterlegenen UR 13 im Vergleich zum DR 15.

  • Der allgemeine hohe Wert an Vermissten, nicht zurückgekehrten Reitern. Anzunehmen ist, dass ein überwiegender Teil davon reit-und geh-unfähig am Gefechtsfeld liegen blieb und dann gefangen genommen wurde.

Als das DR 15 in den Nahkampf eintrat, war die Kampfkraft der Ulanen bereits im Schwinden. Es ist anzunehmen, dass die meisten Verluste beim UR 13 zu diesem Zeitpunkt bereits eingetreten waren, bzw. etliche Reiter bereits auf der Flucht waren. Erst gegen Ende schoss die Artillerie in das Mêlée, also vornehmlich auf das DR 15, welches zumal bereits jenseits des Höhenrückens war. Das DR 15 hat jedoch im Eskadronsdurchschnitt mehr als die Hälfte weniger Ausfälle als das UR 13. Die Vergleichszahlen lassen daher keine kausale erhöhte Auswirkung der Artillerie-Waffenwirkung erkennen! Die höheren Verluste des UR 13 müssen überwiegend im Nahkampf auf Grund ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit entstanden sein.

 

10. russische Kav Div, Nahkampf:

 

Rgt

Stärke

 

Männer

 

 

Pferde

 

Waffen

wirkung

 

 

tot

verw.

verm.

tot

verw.

verm.

 

D 10

2 Eskadronen

0

61

1

12

13

10

Säbel, MG, Art

 

Durchschnitt

pro Eskadron

 

30

 

6

6

5

 

U 10

3 Eskadronen

4

53

2

7

24

28

Säbel, Art

 

Durchschnitt

pro Eskadron

1

17

1

2

8

9

 

H 10

2 Eskadronen

5

14

1

17

2

5

Säbel, Art

 

Durchschnitt

pro Eskadron

3

7

 

8

1

2

 

 

Das Vergleichsverhältnis pro Eskadron der im Nahkampf gestandenen russischen Teile bzgl. tote und verwundete Männer ist:

DR 10 zu UR 10 zu HR 10 = 30: 18: 10 und bei den Pferden 18:20:12

 

Der zusammengefasste Ausfalls- Durchschnitt pro Eskadron wäre etwa 20.

Das sind etwa 15% und für den kavalleristischen Nahkampf als typisch zu bezeichnen.

 

Auffälligkeit:

  • Der signifikante hohe, doppelte Wert der Ausfälle bei den Dragonern DR 10, die dem MG-Feuer bei Höhe 419 ausgesetzt waren.

  • Die geringe Zahl an Toten und vernachlässigende Zahl an Vermissten. Die Russen behaupteten das Gefechtsfeld und konnten die Verwundeten schützen und bergen, bzw. gingen nicht in Gefangenschaft (sie wussten über den Verbleib und den Zustand ihrer Ausfälle dadurch auch genau Bescheid).

Gefechtsentscheidend waren die österreichischen MGs dennoch nicht, angesichts des Doppelten an Verlusten auf Seiten der Österreicher. Die ungleichen Ausfallsraten können also nicht durch das Feuer der Artillerie am Ende des Mêlées („ohne Unterschied zwischen Freund und Feind“) erklärt werden, eher noch mit den Geschehnissen im Rückzug. 

 

Nachdem die Verlustrechnungen am Ende der Gefechtshandlungen erstellt werden und nicht am Ende einer Gefechts-Sequenz, sind die Übermaße der Ausfälle bei den Österreichern im Gesamtverlauf, also in anderen Sequenzen des Gefechts zu suchen. Dass die Österreicher unverhältnismäßig mehr Ausfälle im eigentlichen Kavalleriekampf als die Russen hatten, ist auszuschließen. Leider sind die Ausfälle des UR 1, das im Nahkampf überhaupt nicht teilnahm, nicht gelistet. Diese würden einen Hinweis auf die Verluste insbesondere vor und nach dem Nahkampf geben. Das DR 9 hatte,- auch nicht im Nahkampf, ausgewiesene 14 Vermisste, also die Stärke eines Halb-Zugs. 1 bis 2 Artillerie-Treffer in der unseligen ersten Phase des Gefechts und die Gefangennahme der Verwundeten könnte dies bewirkt haben.

 

Zur Aussage H/W: „…machte sich sowohl beim Kampf der Orenburg-Kosaken mit Infanterie (Teile LIR 35) die Wirkung der Feuerwaffen in erheblichen Maße geltend…“:

 

Die Kosaken (-aus russischer Quelle ist ableitbar, dass etwa 2 Schwadronen gegen die Teile LIR 35 kämpften, das Kosaken- Rgt insgesamt 4 Schwadronen zählte und 1- 2 Schwadronen  Richtung Bahnhof Zborow angesetzt wurden) kämpften nicht im kavalleristischen Nahkampf und hatten keine extrem überdurchschnittlichen Ausfälle im Vergleich zu den anderen russischen Regimentern: insgesamt 39 Mann ,- aber einen hohen Anteil an toten Pferden (42). Dies weist darauf hin, dass die Infanterie, mit der sie im Kampf waren, naturgemäß vornehmlich auf die großen Ziele, - die Pferde, schoss und die Kosaken erst absaßen, als sie aufgesessen ins feindliche Feuer kamen. Von einer "Wirkung der Feuerwaffen in erheblichen Maße" kann also nicht gesprochen werden.

 

Das LIR 35 hatte am meisten Ausfälle, es war, wie schon ausgeführt, das „Opferlamm“: 33 Tote, 123 Verwundete und 403 Vermisste. Leider ist deren Gesamtstärke nicht bekannt, aber es ist wohl von an die 800 - 1000 Mann auszugehen. Die hohe Zahl der Toten ist sicher der russischen Artillerie zuzurechnen, eine hohe Anzahl der Vermissten dürften in die Gruppe versprengter Soldaten fallen, welche auf ihrer Flucht „abgetaucht“ sind.

 

Die Verlustzahlen der beiden österreichischen Artillerie-Batterien RAD 11 verrät hingegen eine traurige Geschichte. Kaum Tote, kaum Verwundete (also kaum Ausfälle durch Artillerieduelle, was wiederum Rückschluss auf den Einsatz der Geschütze gibt), aber eine relativ hohe Vermisstenrate (56 und 15) und ein Pferdeverlust von 125 und 25! Das bewirkte der kavalleristische russische Durchstoß auf die Geschütze (Panik) und zeigt auch, dass ein erheblicher Anteil der allgemeinen Vermisstenzahlen, auch anderer Teile, auf Panik zurückzuführen sein dürfte.

 

In Summe war es aber weder die Waffenwirkung der Artillerie oder der MGs, die die Entscheidung des Gefechtes, respektive die Verluste der Österreicher einbrachte. Diese Feuerwaffen waren gleichwertig auf beiden Seiten zur Verfügung, wenn auch zahlenmäßig (Artillerie) übergewichtig auf der russischen Seite.


Resümee

Das historische Gefecht wäre auch heute ein Lehrstück für eine taktische Ausbildung und wirft viele theoretische Fragen auf:

 

Wie wären die Kampfhandlungen wohl ausgegangen, wenn die ursprüngliche Absicht des Morgens des 21. August, nördlich von Olejow, Raum Wirtshaus Obydra, die 4. Division sich zum Kampf gestellt hätte? Sie hätte wohl mit der sehr zögerlich agierenden 9. russischen KavDiv zu tun gehabt und tatsächlich in der Flanke des russischen Vormarsches agieren können.

 

Wie wären die Kampfhandlungen wohl ausgegangen, wenn die 4. Kav Div von vornherein auf der Höhe 419 nördlich Wolczkowce verblieben wäre und ohne das LIR 35 auf der Höhe Jamny zu exponieren? Sie hätte wohl vor und hinter den Strypa-Quellen je nach Lage leichter disponieren können, ohne die Handlungsfreiheit im Gefecht zu verlieren (diesen Fehler gibt Zaremba in seinem Artikel von 1924 sogar zu).

 

Wie wären die Kampfhandlungen wohl ausgegangen, wenn die 4. Div nach der unglückseligen Lage südlich Jaroslawice sich gleich Richtung Zborow der Bedrohung der 10. russischen Kav Div entzogen hätte? Sie hätte wohl auf die Unterstützung durch die beiden anderen österreichischen Divisionen bauen sowie erneut in einer Flanke gegen die Russen ansetzen können. Zaremba sieht dies im seinem Artikel nicht so, er wertet seinen Plan sogar als Erfolg, Zborow gerettet zu haben, aber zu welchem Preis?

 

Nun, welche Meinung hatte man zeitnah, ungefärbt und frisch vom Gefechtsfeld? Erst kürzlich und zeitlich nach der voranstehenden taktischen Analyse wurden die Kriegstagebücher des Dragoner-Regiments 5 im Stadtarchiv von Marburg wiederentdeckt. Im handgeschriebenen Kriegstagebuch des Rittmeister Kurt Freiherr von Krieghammer, DR 5, steht am 25. August 1914 (also 4 Tage später) Folgendes:

Ein Oblt Dziedzinsky vom UR 1 kommt als Verbindungsoffizier von der 4. K.T.D. und erzählt uns von der unglücklichen Aktion Zarembas nördlich von Zborow bei Wolczikowce (sic!). Schuld trug die Führung Zarembas, der wie ein Wahnsinniger losging, sodass Nahaufklärung nicht funktionieren konnte.

Zuerst beschoss fdl. Artillerie aus verdeckter Stellung 2 eigene Landw. Baone überraschend und brachten diese zum fluchtartigen Rückzug. Dann wandte sich das Art. Feuer auf die Kavallerieregimenter, die wie Scheiben dastanden, darauf Rückzug über die Höhe in die nächste Tiefe, wo eine Sumpflinie am Weitergehen hindert.

Plötzlich kommt die Nachricht, dass Kosaken attackieren, worauf der DivStab mit den paar nächsten Eskadronen steil bergauf, die in tiefer Formation im Schwung anritten, angingen und natürlich von der überlegenen Masse mitgerissen wurden, die Führung versagte nun gänzlich, so dass 2 Regimenter (DR 9 und UR 1) gar nichts von der Attacke wussten und nicht eingreifen konnten.

Weiterer Rückzug entlang einer Waldlisiere erfolgte wieder unter Schrapnellfeuer, das die fast völlige Auflösung der Division bringt. Hoffen wir, dass Berndt, der zum Kdt der 4. K.T.D. ernannt ist, die Division restauriert und doch noch einmal zum Siege führt.“

 

Man könnte meinen, dass sich Zaremba in seiner Rechtfertigung von 1924 nicht gegen den Artikel von Lauer-Schmittenfels richtet, sondern gegen diese Aussagen, welche wohl mittlerweile nicht zu unrecht bereits als erwiesen gegolten haben. Es spricht somit Bände, wenn Zaremba sich 10 Jahre nach den Geschehnissen noch immer gegenüber 4 tage-alten, also beinahe echtzeitigen Erkenntnissen  bemüßigt fühlt, sich zu rechtfertigen. 

 

Auch Rittmeister Otto von Gariboldi, DR 5, auf Patrouille zum Gefechtsstand der 4. Kav Div im Schloss Gliniany, erläutert in seinem Kriegstagebuch (Datum 24. August) die Tragödie von Jaroslawice:

 

Später haben wir die Gelegenheit beim Schlosseingange mit dem Kommandanten des Ulanenregiments No. 13, Oberst Graf Lelio Spannocchi sowie mit dem Major des 1. Ulanenregiments, Freiherr von Wiedersperg über den Kavalleriekampf zu sprechen. ...

 

Zuerst wurde die ziemlich massiert aufgestellte Kavallerie-Truppen-Division mit heftigem Artillerie-Feuer überschüttet. Die K.T.D. hätte durch dieses enorme Verluste erleiden müssen, wenn nicht glücklicherweise die Schrapnelle ungemein hoch explodierten, wodurch sie eine schwache Wirkung zeigten. Zuweilen schien es fast, als ob sie nur mit Sand gefüllt worden wären.

 

Als später starke feindliche Kavalleriemassen sichtbar wurden, gingen die 15 Dragoner in erster Linie zur Attacke über. Es entsteht ein wütendes Mêlée, in welchem die wackeren, niederösterreichischen Dragoner entschieden die Oberhand behielten. Sie rauften sich ganz prächtig mit den feindlichen Lanzenreitern, deren Lanzen im Allgemeinen nur sehr wenig ausrichteten.

 

Später räumten beide Parteien das Attacke-Feld. Die österreichische Kav Div zog sich doch alsbald ganz zurück. Leider gingen im Verlaufe des Kampfes 8 österr. Geschütze verloren. Die reitende Artilleriedivision hatte knapp vor einem Sumpfe abgeprotzt. Als sie nun während des Kampfes von starker russischer Kavallerie attackiert wurde, konnten die Geschütze aus dem tiefen Sumpfe nicht mehr herausgezogen werden und mussten zurück gelassen werden. Die Bespannung konnte sich teilweise retten“.

 

Dies deutet hin, dass die Zerschlagung der Division zum großen Teil bereits vor dem eigentlichen Gefecht auf Höhe 419 erfolgte, aber dann endgültig nach dem Abbrechen des Gefechts. In Bezug auf den Effekt der "Zerschlagung" hatte die russische artilleristische Überzahl sicher seine Auswirkung.

 

Interessant ist auch, dass die Attacke Vidales als auslösendes Element des Reitergefechts überhaupt nicht erwähnt wird, nur der Angriff des DR 15.

 

 

 

Abschließend darf folgende Zusammenfassung angeboten werden:

  • Nach Überschreitung der galizischen Grenze durch die Spitzen der III. russischen Armee östlich von Zalosce (Załoźce/Zaliztsi), kam es am 21. August, westlich von Olejow, (Oliyev, in der heutigen Ukraine, Distrikt TERNOPIL/TARNOPOL), zum ersten großen Kavalleriegefecht der Ostfront des I. Weltkriegs bei Jaroslawice (Yaroslavychi) und Wołczkowce (Vovchkivtsi).

  • Die russische 10. Kavalleriedivision ging mit dem 10. Husaren-Regiment (Ingermanland-Husaren), dem 10. Ulanen-Regiment (Odessa-Ulanen), dem 1. Kosaken-Regiment (Orenburg-Kosaken) und dem 10. Dragoner-Regiment (Nowgorod-Dragoner) über Olejow entlang der Straße nach Zborów (Sboriw/Zboriv) vor.

  • Die russische 9. Kavallerie-Division befand sich mit ihren Spitzen nördlich von Olejow.

  • Die 4. österreichische k. u. k. Kavallerie-Division mit den Dragoner-Regimentern Nr. 9 und Nr. 15 sowie den Ulanen-Regimentern Nr. 1 und Nr. 13, dem allgemeinen österreichischen Aufmarsch im Raum östlich und südlich Lemberg (Lwów/Lviv) als Sicherung vorgeschoben, bekam den Auftrag, die vorstoßenden Russen in Flanke und Rücken anzugreifen.

  • Durch ein mangelhaftes Bild über die Lage geriet die österreichische 4. Division jedoch in die Front der vorstoßenden russischen 10. Division und in ein für sie unglückliches Gelände bei Jaroslawice (Yaroslavychi) und später Wołczkowce (Vovchkivtsi). Die Division verließ die entscheidenden Höhen von Hukalowce im Glauben, sie wäre bereits im Rücken der Russen und befürchtete, ihre Auftragserfüllung durch weiteres Abwarten etwaiger Aufklärungsergebnisse zu gefährden. Durch das Vorgehen verlor die Division ihre taktische Handlungsfreiheit und begab sich in ein exponiertes Gelände südlich Jaroslawice, welches andererseits den frühen Einsatz der russischen Artillerie der 10. Division aus den dominierenden Höhen westlich Olejow begünstigte. Die 4. Kavallerie-Division wurde dadurch zum Absetzen gezwungen, wobei ihr beigeordnetes Landwehr-Infanterie-Regiment 35 in der linken Vormarsch-Flanke in eine unhaltbare Situation geriet und somit zerschlagen wurde.

  • Im Zuge eines parallelen Absetzens der österreichischen bzw. Vorgehens der russischen Kavallerie, jeweils in den Niederungen von Wołczkowce (4. Division) und Jaroslawice (10. Division) gegen die nördlichen Höhen von Hukalowce kam es in Folge zu einem Begegnungsgefecht von sukzessive je 7 Schwadronen (Eskadronen) beider Seiten. 2 1/2 Regimenter der 4. Division waren jedoch in diesem Nahkampf nicht beteiligt, da sie sich bereits in die Tiefe jenseits der Strypa abgesetzt hatten.

  • Als die Russen erkannten, dass das kurze Begegnungsgefecht ungünstig für sie ausgehen könnte, zerschlugen sie den Kavallerie-Nahkampf durch Artilleriebeschuss, ohne Rücksicht auf eigene Verluste. Konfuse Führung auf österreichischer Seite trug offensichtlich zum Chaos des Reiterkampfes bei. Die Zersplitterung ihrer Kräfte und der Verlust von 8 Artillerie-Geschützen zwangen die Österreicher zum endgültigen Absetzen.

  • Der Auftrag, die vorrückenden russischen Divisionen zu umfassen und zu schlagen konnte durch die 4. Division nicht erfüllt werden. Das Kavalleriegefecht selbst wurde örtlich durch die Österreicher beinahe gewonnen, dieser Vorteil konnte aber durch die Inaktivität der Hälfte der Division nicht behauptet werden. Die operative Niederlage der Österreicher lässt sich vor allem auf Führungsmängel auf allen Ebenen zurückführen, einschließlich der übergeordneten Führung der Division. Für die Russen war das Absetzen und Aufgeben des Geländeraums durch die Österreicher ein erster wichtiger psychologischer Sieg. Operativ wurde dieser russische Sieg aber durch das Unterlassen einer russischen Verfolgung mangels interner russischer Koordination mit der 9. Kavallerie-Division nicht wirklich ausgenützt. Strategisch war der Opfergang der 4. Division kein wesentlicher Zeitgewinn für den österreichischen Aufmarsch.