Klassische Formationen und Veränderung der Taktik


Selbst relativ junge Vorschriften (wie das Exercier-Reglement für die k. u. k. Cavallerie, Teil I und II, 1898/99) vermitteln einen Hang zu strikten exerzier-mäßigen Gefechts-formationen.

Andere, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts publizierte Essays und Gefechtsberichte zeigen aber bereits den aufkommenden taktischen Disput: Mit der fortschreitenden Entwicklung der modernen Kriegführung, der durch die erhöhte Waffenwirkung erzwungenen Auflösung der Formationen und dem Erfordernis selbständig handelnder Kämpfer verlor das Exerzieren als formale Bewegung auf dem Gefechtsfeld an Bedeutung.

 

Ein kluger militärischer Führer setzte die Kavallerie nie leichtfertig ein, wog immer auch die Erfolgsaussicht ab, weil auch die Kavallerie eine vielfach (3-4mal) teurere Waffengattung war als die Infanterie.

 

Die Kavallerie war vor allem eine elitäre Waffengattung, welche die taktische Handlungsfähigkeit in entscheidenden Momenten entweder noch aufrechterhalten oder auch wiederherstellen konnte. Daher eignete sie sich besonders als Reserve für das Schwergewicht am Gefechtsfelde. Manchmal war sie in einer verlorenen Schlacht das einzige Mittel sich einer gänzlichen Vernichtung zu entziehen und den Rückzug zu decken (Königsgrätz 1866).  Alle anderen Aufgaben, wie Vorhut, Sicherung und Aufklärung etc. waren wohl ebenso wichtig, sollten die Kavallerie aber keinen größeren Risiken aussetzen. Obwohl die Hauptkampfart der Kavallerie der Angriff war, war die Entscheidung dazu behutsam zu treffen.

 

Kavallerieattacken, insbesondere gegen Kavallerie, endeten in einem Mêlée (fr. = Getümmel, Handgemenge) mit dem Übergang in den Einzelkampf.

Die Front der geschlossenen Linie löste sich spätestens beim Aufprall an der feindlichen Kavallerie auf. In den meisten Fällen geschah dies bereits vor dem Aufprall, da entweder Feuerwirkung, Hindernisse und Stürze die Front dezimierten oder sich unmittelbar vor dem Einbruch sich einzelne Keile durch die hohe und meist unterschiedliche Geschwindigkeit der Pferde bildeten, aber auch durch das Weichen und Lücken-Öffnen der gegnerischen Front. Auch die Pferde versuchten unweigerlich, den Pferden gegenüber als Hindernisse auszuweichen. Trotz des Bestrebens, die Linie bis zum Einbruch aufrecht zu erhalten, kam es zu einem Einbruch in irgendeine Seite, welche die gegnerischen Linien aufriss.

 

Im Durcheinander des Getümmels kam es zu einem teilweisen Durchstoß einer Partei oder auch zur Flucht von Teilen. Die verbleibende Stärke einer Partei für den Kampf an Ort und Stelle war entscheidend, ein zu weiter Durchstoß oder die Flucht von Teilen wirkte sich für den eigentlichen Kampf am Hauptgeschehen nachteilig aus.

 

Öffnete sich das (der) Mêlée räumlich zu sehr, kam es zu einer Auflösung von Gruppen in Kleingruppen und Einzelkämpfer und in Folge zu Flucht und Verfolgung. Daher war das ständige Rallieren (Wiedersammeln) und Neuantreten besonders wichtig. Die Eskadronen griffen an, kämpften im Mêlée, zogen sich idealerweise wieder heraus, formierten sich wieder und griffen erneut an.

Kamen in dieser Phase neue geschlossene Reserven zum Einsatz (womöglich in der Flanke), entschieden diese meist den Gefechtsverlauf zu ihren Gunsten. Die meisten Nahkämpfe dauerten nur einige Minuten. Numerische Stärke, Kampfkraft, Kommandantenfähigkeit, Ausnützen des Geländes, reiterliches Können und individuelle Fechtkunst waren für den Ausgang der Gefechte ausschlaggebend. Nachdem der Säbel oder die Lanze in der rechten Hand geführt wurde, begegneten sich die Gegner jeweils an der rechten Hand. Beim Aufprall und bei der Verfolgung war die Lanze gegenüber dem Säbel im Vorteil, beim Handgemenge der Säbel.

 

Im Vergleich zur Phase des Aufeinanderprallens gab es in der Phase der Verfolgung ungleich mehr Verwundete, Tote, Gefangene sowie erbeutete Pferde. Eine blindwütige Verfolgung konnte aber auch schwere Folgen haben, da die Verfolger durch ihr tiefes Eindringen in gegnerisches Terrain zunehmend in Flanken und Rücken verwundbar wurden und sich der Unterstützung durch andere eigene Kräfte entzogen.

 

Die Kavallerie rangierte in zwei Glieder (19. Jhdt).

Die Reiter sind im Gliede so nebeneinander gestellt, dass sich ihre Bügel beinahe berühren (geschlossene Aufstellung).

„Dieses Aufstellungsverhältnis wird Fühlung genannt und ist unter allen Umständen beim geschlossenen Gliede einzuhalten".

Bei dieser Aufstellung entfallen auf einen Reiter ungefähr 1 ¼ Schritt (1 S. = ca. 75 cm) also etwa 90 cm.

Bei der ö/u Kavallerie war die Zugstärke real zwischen 20-35 Reitern.

Im Zug wurde zu viert gegliedert (1 Abteilung) und in 3 „Patrouillen" (rechte, mittlere, linke - 1. und 2. Glied) aufgeteilt.

Bei einer Zugstärke von 2x17 Mann (2 Linien) kann die Zugsbreite also mit etwa 15 Meter angenommen werden (Mindestbreite des Zuges: etwa 11 m).

Die Gliederdistanz wird von den Pferdeschweifen des ersten Gliedes bis zu den Pferdeköpfen des zweiten gerechnet und beträgt zwei Schritt.

Dieser Abstand ist also ca. 1,5 m, die Pferdelänge selbst wurde mit 3 Schritt = 2,25 m angenommen).

Zwei hintereinander stehende Männer heißen eine Rotte, ein ohne Hintermann bleibender Mann eine halbe Rotte.

 

Entwickelte Linie des Zuges:

Jeder Zug musste mit Einschluss der Chargen, im ersten Gliede zumindest aus 12 Reitern (Mindestbreite daher etwa 11 m) bestehen.

„Was bei geringerem Stande von dieser Zahl abgeht, ist aus dem zweiten Gliede zu ergänzen, doch muss die Zahl der Reiter im zweiten Gliede min. die Hälfte jener im ersten Gliede betragen“.

Das wären also 6 Reiter im zweiten Glied, aber: „Die Flügelrotten der Abteilungen zu Vieren (Rottenpaar) müssen jedenfalls vollzählig sein“. Also einfacher gesagt, 4 Reiter im zweiten Glied, links und rechts je zwei; womit die Mindeststärke eines Zuges wohl 16 Reiter (ohne Zugskommandanten) war.

„Nach Aufstellung des Zuges wird die Mitte bestimmt und die Reiter des ersten Gliedes werden, die Chargen eingerechnet, vom rechten zum linken Flügel in Abteilungen zu Vieren eingeteilt. Die Reiter des zweiten Gliedes nehmen die Nummern ihrer Vormänner an. Jeder Zug wird endlich in drei Patrullen eingeteilt, nach ihrer Stellung: rechte, linke und Mittelpatrulle. Der Zugskommandant ist stets auf Gliederdistanz vor der Mitte des Zuges“.

Damit wurde sichergestellt, dass der Zug zur Teilung in der Befehlssprache entweder in Nummern, „Gerade“ und „Ungerade“ oder „Patrouillen“ angesprochen werden konnte. Beim zu Fuß geführten Feuerkampf mit den Karabinern waren z.B.: bei der deutschen Kavallerie die Ungeraden die zum Vorgehen bestimmten Schützen; die Geraden, jene Soldaten, die bei den Pferden blieben und das Pferd des Nebenmann als Handpferd übernahmen.

 

 

Entwickelte Linie der Eskadron:

„Die Eskadron wird in entwickelter Linie oder in Kolonne aufgestellt und bewegt. In entwickelter Linie befinden sich die vier zu einer Eskadron gehörenden Züge geschlossen nebeneinander“.

"Die Eskadron hat zwei eigentliche Gefechtsformen, die Linie und den Schwarm; die Kolonne ist nur eine Bereitschaftsform."

 

Die Eskadron kommt mit 4 Zügen (68 Rotten) auf etwa 60 m (85 Schritte) Frontlänge (Zugsabstände fallen weniger ins Gewicht als Fehlstellen an Reitern oder gar das Fehlen eines Zuges).

In Kolonne beträgt die Front einer Eskadron ca. 17 m (22 Schritte) und 60 m (80 Schritte) Tiefe.

Die Frontlänge eines Regiments (6 Eskadronen) beträgt ca. 420 m (560 Schritte).

 

„Die Rotten-Kolonne entsteht durch das Abrücken der Rotten in Abteilungen zu Zweien oder Vieren. Dabei hat eine Abteilung von der anderen und auch das zweite Glied nur einen Schritt Distanz“.

 

Heutige Reitvorschriften sprechen von einer Pferdelänge Distanz, also das Dreifache, um die Gefahr des Kickens der Vorderpferde zu minimieren. In der Kavallerie war dieses Risiko vernachlässigbar, wichtiger war die sog. Durchmarschdauer einer Kavallerieeinheit.

 

Ein Zug (Vollstärke ~35 Pferde) hatte in der Rottenkolonne zu Vieren also 8- 9 Abteilungen mit einer Distanz an Pferdelängen von etwa 20 m und eine Gesamtabstandssumme zwischen den Pferden von etwa 7 m (ZgKdt eingerechnet) und damit eine Ausdehnung von etwa 27 m. Hingegen mit einem Abstand von jeweils einer Pferdelänge zwischen den Abteilungen hätte der Zug zwischen Spitze und Schluss mindestens 40 m, beinahe die doppelte Zugslänge.

 

Taktischer Zweck der entwickelten Linie:

Antreten, Frontmarsch zum Angriff, Geschlossener Angriff (Choc), „klassisches“ Gefecht (schwere) Kavallerie gegen Kavallerie, später vornehmlich bei der Reserve-Kavalleriedivision, um im entscheidenden Zeitpunkt einer Schlacht gegen angeschlagene Kräfte die Vernichtung des Gegners herbeizuführen.


Entwickelte Linie
Entwickelte Linie

Veränderung der Kavallerie-Taktik

Konsequenzen aus den Kriegen 1866 (Preußen/Österreich)und 1870/71 (Deutsches Reich/Frankreich)

(Aus: „Ideen über Kavallerie-Verwendung und Bewaffnung im Sinne der neuen Infanterie-Taktik, Olmütz, 1873) „… die zerstreute Fechtweise, mit kleineren Körpern, wurde Regel, während die Geschlossene, auch für die Kavallerie, bereits Ausnahme geworden ist. ... Das Haupt- und zugleich das triftigste Argument spielt natürlich in erster Linie, die mörderische Wirkung des Hinterladers (Feuergeschwindigkeit)".

[Konsequenzen:]

  • Die Gefechte werden mehr oder weniger den Charakter von Rencontre-Gefechten [Begegnungsgefechten] tragen. Die Einleitung der Gefechte, worunter hier das Tasten und Fühlen der Vortruppen, das Gefecht derselben um Zeitgewinn und das Gewinnen von günstigen Stützpunkten gemeint ist, hat an erhöhter Wichtigkeit gewonnen, da der Sieg meist von der richtigen Wahl der Angriffs- und Stützpunkte abhängen wird.
  • Die lokalen Gefechtskrise tritt seit Einführung der Hinterlader rascher ein und verläuft aber auch umso rascher, es kann daher an den einmal gegebenen Dispositionen nicht viel gemäkelt werden.
  • Die Selbsttätigkeit der unteren Befehlshaber und des einzelnen Individuums, welche früher enger begrenzt war, muss eine erhöhte werden, da der raschere Verlauf der Gefechte in den meisten Fällen nur ein einmaliges, dafür bestimmteres Disponieren der höheren Stellen erlaubt, wodurch schließlich: Ein erhöhtes Auffassungstalent von allen Befehlshabern verlangt werden muss, verbunden mit der Fähigkeit und Kraft einen maschinenmäßigen, eventuell aber durchgeistigten Gehorsam bei ihren Untergebenen zu erzielen. Die Disziplin muss eisern gehandhabt werden.
  • Die Hauptform wird der möglichst geöffnete Rudel, mit geringer Tiefe sein; dort wo derselbe momentan Infanteriefeuer passieren muss, tritt die geöffnete Schwarm- Linie, dem Feuer die schmale Seite bietend, verbunden mit scharfen Gangarten an seine Stelle.“
Rudel/Schwarm:
„Der Rudel ist eine Abteilung von mehreren Reitern, welche ohne bestimmte Form, ohne Richtung und Fühlung hinter ihrem Kommandanten oder einem dazu bestimmten Führer reiten und dessen Tempo einhalten.
Diese Formation ist typisch für eine Patrouille bei der ersten Phase der raschen Annäherung in das Feindgebiet oder beim Absetzen oder Sammeln nach einem Angriff.
Ab Zugsgröße aufwärts trifft der Begriff „Schwarm“ für diese aufgelöste Formation zu (bei den Russen: "Lava").
"Der Schwarm ist eine Gefechtsform für kleine Abteilungen und wird beim Angriff auf Geschütze angewendet (auch bei der Vorhut und für Abnützungsgefechte)."
Der taktische Zweck bestimmte dabei die Ausprägung nach Tiefe und Breite: Schmal und tief bei schwerem Gelände und Straßen, hingegen breit und mit erhöhten Abständen linear entwickelt bei Artilleriebeschuss und weitreichenden Infanteriefeuer von vorne, bei Überfällen oder auch bei angriffsweisem, vorgestaffeltem Vorgehen (geöffneter Rudel/ geöffnete Schwarmlinie).
Wie beim Kolonnenmarsch auch, kamen dabei je nach Lage Nahsicherer (Eclaireurs), Flankensicherer (Flanqueurs) und Nachtrupp (Nachzügler) zu tragen.

Verwendung der Kavallerie am Beispiel DR 5 im 1. Weltkrieg, Auszug Resümee aus dem Buch "Vom ersten bis zum letzten Tag":

 

Das DR 5 wurde zu Kriegsbeginn als bewegliches Element für Aufklärung und Verbindung, zur Marschsicherung (Seiten- und Nachhut) und zur Geschütz-bedeckung, also „artgerecht“ zu Infanterie und Artillerie zugeteilt und verwendet. Dabei wurden die Eskadronen aufgeteilt, welche damit weitgehend selbstständig waren und untereinander keiner taktischen Koordinierung bedurften. Das Regimentskommando hatte offenbar außer der Organisation der Versorgung und der Personalführung daher wenig zu tun. Die Aufträge kamen direkt von den vorgesetzten Infanterie-Kommanden. Diese Eskadrons-Selbständigkeit lässt sich bis zum Karpatenwinter 1914/15 nachvollziehen.

Kam es zum Feuergefecht, wurde der Feuerkampf von Anfang an immer abgesessen geführt. Am Ungewohntesten war den Reitern (und Pferden) die Artillerie-Wirkung. Diese in Übungen zu simulieren war offenbar in der Friedensausbildung schwer möglich gewesen. Die Wirkung des MG-Feuers hingegen, war kaum die große Unbekannte, zumal das DR 5 seit 1911 eine MG-Abteilung (MGA 11, Marburg) hatte, mit der seitdem auch gemeinsam geübt wurde.

Der Winter 1914/15 und der statische Verteidigungskampf in den Karpaten schränkte den Reiter-Einsatz sehr ein. Zum ersten Mal kamen hier für das DR 5 auch feldpolizeiliche Aufgaben im Krieg zu tragen. Eine Reduktion der Kavallerie, insbesondere des Offizierstands wurde angedacht. Auch verringerte sich zusehends der Mannschaftsanteil, welcher noch eine gediegene Reitausbildung hatte, wiewohl davon auszugehen ist, dass auch die „Ersatz“- Soldaten des DR 5, Bauern- und Bürgersöhne, einen Bezug zu Pferden hatten, da nur solche als Rekruten zur Kavallerie eingezogen wurden. Der Mannschaftsersatz aus Marburg konnte in kurzer Zeit aber dennoch nur mehr zu Schützen ausbildet werden, nicht zu kavalleristischen Reitern.

Naturgemäß entstanden daher in weiterer Folge die sogenannten „Schützen- bzw. Fuß-Eskadronen“, wobei es eigentlich bemerkenswert ist, dass die Bezeichnung „Kompanie“ wie bei der Infanterie, nie eingeführt wurde. Das deutet darauf hin, dass man durchgehend hoffte, die Kavallerie als solche durch eine Reiterausbildung wieder voll herstellen zu können, da man sie bei einem Vormarsch doch wieder brauchen würde. In der Galizienoffensive 1915 war dies schon der Fall, an der erreichten Linie am Dnjester wurde das DR 5 dann in Form einer beweglichen Gefechtslinien-Überwachung und zur Sicherung sowie als mobile Reserve eingesetzt.

Die Verlegung in den Raum Triest im Spätsommer 1915 war aus kavallerie-taktischer Sicht als Einsatz untypisch. Sie kann als „Heimholung“ des DR 5 zum III. Korps, aber auch in die geographische Heimat (Görz) an die Isonzo-Front, gesehen werden. Die Metamorphose der Kavallerie zur Infanterie beschleunigte dieser Einsatz allerdings. Das DR 5 baute Stellungen und Sperren, der Einsatz von Pferden im Karstgelände war sehr beschränkt.

Nach der Zurückverlegung nach Galizien (Czernelica) im Herbst 1915 sieht man diese Veränderung deutlich: Die nunmehrigen „Fuß-Eskadronen“ wurden in Stellungen, wieder am Dnjester, so wie die Infanterie verwendet, die Pferde wurden in nahen Räumen hinter der Kampflinie gehalten. Das Ablösen bzw. Stellungsbeziehen erfolgte, je nach Witterung, aber auch zu Pferd.

Ihre spezielle Kampfführung erhielten sich die pferdelosen Kavalleristen dennoch: Patrouillendienst, Aufklärung, Vorposten-Dienst, vorgeschobene Sicherung, Kommando-Unternehmungen und Einsatz als Reserve, nun aber überwiegend nur zu Fuß. Der Winter 1915/16 und der statische Einsatz am Dnjester trug weiter zur „Infanterie-Werdung“ bei. Als aber die 3./DR 5 im Vorfeld der „Brussilow-Offensive“ im Frühsommer 1916 wieder taktische Reserve wurde und den Einbruch nördlich der Strypa-Mündung auffangen helfen musste, spricht Krieghammer von „seinen 150 Reitern“ (nicht: „Schützen“), also zu Pferde aufgesessen! Aufgrund der folgenden Gefechtssituation gingen sie aber unter Abgabe aller Pferde (auch Offiziers-Pferde) schon am nächsten Tag wieder zu Fuß!

In Harasimow am Dnjester wieder dasselbe Bild wie davor in Czernelica: Vorpostendienst, Verteidigung aus Stellungen bis zur Herauslösung als Reserve, dann nach Zurücknahme, der infanteristische Angriff bei Gruszka und Puzniki, die verlustreichste Episode der 3./DR 5. Hier klagte Curt Krieghammer über den vergeudenden Einsatz seiner Eskadron als „Massen-Infanterie“ und über die Verschwendung des Potentials seiner Sondertruppe, seiner Spezialisten für Aufklärung und Kommandounternehmen (signifikant hier: der Tod seiner besten Unteroffiziere/Patrouillenführer wie Priveršek, Kosimič und Gross).

Anschließend, in der erreichten Linie Puzniki, auch wie oft zuvor: Immer als Erste in die neue Verteidigungslinie und nach Etablierung der Stellungslinien, Herauslösen und Einsatz als Reserve mittels Ersatzes durch mindere Truppen in den Stellungen. Der Durchbruch der Brussilow-Offensive bei Puzniki traf die 3./DR 5 bezeichnenderweise eben auch als Reserve, auch die 1./DR 5 (beritten) wurde als Reserve zur Bereinigung des russischen Angriffs herangezogen.

Während der Zeit der Rekonvaleszenz Krieghammers wurde das gesamte DR 5 in die 4. Kavallerie Division eingegliedert, war also nunmehr keine aufgeteilte Kavallerie (Divisionskavallerie), sondern eine als Waffengattung zusammengeführte, geschlossene Kavallerie (die 4. KavDiv hatte allerdings auch ein eigenes Sturm-Halb-Regiment). Dennoch, ihre Hauptaufgabe bei Brody war wieder Verteidigung und Stellungsbau, aber die Lage erlaubte einen regen Ausbildungsbetrieb, allerdings ohne durchgängige Ausstattung mit Pferden, denn sie wurden in Landwirtschaft, bei der Artillerie und beim Train mehr denn je gebraucht.

Was 1914–1917 eher die Ausnahme war, nämlich der militärpolizeiliche Sicherungseinsatz der Kavallerie, wurde im Jahr 1918 für das DR 5 nach Erreichen der galizisch-russischen Grenze zur Norm im großen Stil: Zuerst im Industriegebiet von Boryslaw (Arbeiteraufstand), dann in Donezk und Mariupol in der Ukraine. Die eingetretene Situation erlaubte es sogar, im Sommer 1918 an die volle Beritten-Machung der 4. Kavallerie Division zu denken (Absicht der höheren Kommanden).

Die dann folgende politische Entwicklung des Zerfalls der Monarchie vereitelte jedoch diese militärischen Absichten...