Mêlée - der Reiterkampf


Galerie oben:

 

1. Originalskizze, Major Vidale's Attacke (1. und 3. Eskadron UR 13) und der dann in Folge dahinter liegende Nahkampfplatz (blaues und rotes U). Die Übermacht der Russen drückten die beiden Eskadronen UR 13 zunehmend zurück.

 

2. Ende des Nahkampfs U 13 und die neue Attacke des DR 15, am "Wäldchen" vor dem Abhang zur Strypa die bereits aufgefahrene  1. Batterie des RAD 11.

 

 

Vidales Ulanen kamen an den Feind heran, als dieser bereits aufmarschiert und trabend im Anstieg zur Plateauhöhe war. Die beiden Gegner sahen einander erst, als sie nicht viel über 25 Schritte (20 m) voneinander entfernt waren".

 

Die 13er Ulanen stutzten einen Augenblick. Sie sahen einem bösen Zusammenprall entgegen, denn ihr rechter Flügel reichte nur bis zur Mitte der 5. (russischen) Ulanenschwadron….und waren anderhalb Schwadronen… überflügelt… Doch auch die Russen stutzten als sie ihre Gegner so unmittelbar vor sich sahen.“

 

Die Russen waren „trabend im Anstieg“, also noch nicht auf der Anhöhe. Hiermit wird klar, dass Vidale den (eigentlich nur sanft abfallenden) Hang hinunter attackierte.

 

Die Aussage über die kurze Distanz ist aufgrund des Geländes eigentlich nicht nachzuvollziehen. Ein „Stutzen“, als ein kurzer Halt einer im Galopp entwickelten Linie innerhalb einer Distanz von nur 20 Meter ist auch reiterlich kaum möglich.

 

Auch gibt es keinen größeren Geländeabschnitt im fraglichen Raum, welcher dieses Überraschungsmoment für 7 Züge auf eine solche kurze Distanz produzieren hätte können. In rascher Bewegung zu Pferde wird aber wohl jede Distanz als kürzer antizipiert. Außerdem, war Viadale nicht  "seinen Leuten auf dem Vollblut viele Pferdelängen voraus, dem Feinde entgegengallopiert" ?

 

Das "Stutzen" unterstützt eher eine Theorie über ein unvorhergesehenes Begegnungsgefecht, in welches Vidale durch das Vorpreschen ostwärts über die Anhöhe geriet, mutmaßlich mit den Kontrahenten in einem spitzen Winkel zueinander.

 

Aus russischen Quellen wird nämlich zitiert, dass „Rittmeister Kasakoff der 1. Odessa Ulanen Schwadron den Eindruck hatte, dass die 13er Ulanen in Kolonne nach links anritten“ und „dass die Russen sich gerade noch in Galopp setzen konnten, als vom Gipfel (?) her die Österreicher sich ihnen entgegenwarfen“.

 

Einen Zusammenprall, wenn auch nur im Galopp (nicht voller Galopp), hat es eigentlich nicht gegeben“.

 

In Wahrheit attackierte Vidale  blindlings in die russischen Linien, welche er in Stärke und Richtung offensichtlich falsch eingeschätzt hatte. Vermutlich hoffte er die russische Kolonne in der Flanke zu treffen.

 

Ein klassisches Antreten zu einer Kavallerie-Attacke erfolgte daher sicher nicht.

 

 

Galerie unten:

 

1. Anstieg der russischen 10er Dragoner und Ulanen, Blick von westlich Jamny (wo mittlerweile die Artillerie der 9. Russischen Division aufgefahren ist) auf die Senke der Mala Strypa, welche von Maierhof Lipnik (rechter Bildrand) nach Jaroslawice (linker Bildrand) fließt.

 

2. Anstieg der Division Vidale/UR 13, links vor dem Wäldchen (Lipnik) am Horizont die Höhe 418, mittig die Höhe 419.

 

3. Diesseits und Jenseits des „Gipfels“. Das Mêlée-Feld auf der Anhöhe mit Blickrichtung Süden. Der Rand des Maisfeldes, der Weg von 419/418 nach Süden ist die Höhenlinie, über welche Vidale hinaus attackierte. Im linken Bild ist am Horizont die Berimowka - Anhöhe zu erkennen, im Mittelfeld die bewaldete Senke von Jaroslawice. Grüner Pfeil: Vormalige Marschrichtung Vidales.

 

Der Nahkampf begann also in relativ niederer Gangart auf beiden Seiten nach einem beiderseitigen kurzen Zögern. Damit (und mit einem möglichen Winkel zum Gegner) hatte das in unterlegener Zahl befindliche UR 13 auch keine Chance für einen befreienden Durchbruch. Das UR 13 wurde in den Flanken sofort eingeschlossen:

 

„Rechts fielen die halbe 5. Schwadron und der 1. Zug der 3. Schwadron der Odesser Ulanen dem kleinen Häuflein (der 13er Ulanen) in die Flanke, links dichte Massen der Novgoroder…. In hohen Staubwolken wälzte sich die Masse am Trigonometer 418 vorbei gegen die Gegend westlich Kote 419.“

Die 4 (österreichischen) MGs, deren Feuer etwa 3 Minuten gedauert hatte und 2200 Schuss verfeuerten, mussten das Feuer einstellen, um die eigenen Ulanen nicht zu gefährden. Sie sahen sich durch den heranwälzenden Knäuel bedroht und packten auf, geschützt von der Bedeckungshalbschwadron und zogen sich eiligst über Kote 413 gegen den Rand des Plateaus zurück.“

Diese Angabe des Munitionsverbrauchs und der Feuerdauer der MGs ist sehr aufschlussreich: Sie haben 3 Minuten gefeuert (und damit ist offenbar nicht das anfängliche, vereinzelte Schießen auf die Gefechtspatrouillen gemeint), also 3 Minuten vor dem Nahkampf der Kavallerie. Das heißt, nachdem die Russen trabten (=225 m/min), konnten diese MGs die Russen 675 m lang auf ihrer Aufmarsch-Strecke bis zur Anhöhe beschießen.

Die Feuerwirkung muss recht beachtlich gewesen sein. Wie bereits erwähnt, hätte Vidale besser getan, statt über die Höhenlinie hinaus zu attackieren, in diesen 3 Minuten geordnet abzusitzen und den Feuerkampf zu verstärken. Selbst ein aufgesessenes Halt an der Höhenlinie hätte den zu einer Aufwärts-Attacke gezwungenen Russen ein erhebliches Problem beschieden. Dann wären die Russen am Abhang zur Mala Strypa am Präsentierteller gesessen, wie noch Stunden zuvor die Österreicher südlich Jaroslawice. Doch das war eben gegen die Gepflogenheiten der k. u. k. Kavallerie. Man erinnere sich jedoch an die Kritik General Auffenbergs über das Ethos der österreichischen Kavallerie: Angriff zu jedem Preis!

Was taten aber die anderen Regimenter? Waren sie vom selben Ethos getrieben, wie Vidales Ulanen?

Die 1er Ulanen marschierten mittlerweile beim Übergang über die Strypa auf und kamen hinter den vorne im Abmarsch befindlichen 9er Dragoner zum Halten und wurden durch die zurückgehende Bedeckung der MGs und einzelnen fliehenden Russen irritiert, aber reagierten nicht auf die Geschehnisse am Plateau: „…das mit den Formationsänderungen verbundene Lärmen und das sonstige Geschrei machen es erklärlich, dass keiner der beiden Oberste (UR 1/DR 9) etwas von den Vorgängen hörte, die sich gerade während dieser Zeit oben auf dem Plateau abspielten“, meinten die Autoren dazu...

 

Wo aber war ihre Gefechtsaufklärung, wo ihre Eigeninitiative?

Wenn man angesichts von fliehenden Russen in deren eigene Angriffsrichtung und eigenen zurückgehenden Teilen keine Gefechtsaufklärung zur Feststellung der aktuellen Lage ausschickt, ist das ein schwerer taktischer Fehler!

Es gibt nur eine Erklärung: Die beiden RgtKdt wollten gar nichts unternehmen, ohne ausdrücklichen Befehl! Dies deutet auf ein ausgeprägtes Zerwürfnis in der Führungsriege der Division hin. Das Vertrauen der RgtKdt in die Divisionsführung war durch die vorangegangenen Fehlentscheidungen Zarembas schon derart erschüttert, dass sie begannen, sich passiv zu verhalten.

 

Schließlich bekam Zaremba Kunde (sic!) über die Vorgänge und befahl die 15er Dragoner zur Unterstützung des Kampfes“.

 

Diese Textstelle ist ebenfalls sehr irritierend. Zaremba, der bislang wegen jedem Kanonendonner (falsche) Überlegungen anstellte, hört ein erstmaliges, eigenes MG-Feuer (2200 Schuss) und sieht die Attacke in unmittelbarer Nähe selbst nicht

 

Zaremba verstärkte den Kampf der 2 Eskadronen des UR 13 (Vidale) nun offenbar auch im Glauben, seine anderen Regimenter würden die Lageänderung mit dem Übergang in den Angriff erfassen: „Wie sich zeigte, traf die Voraussetzung von der Mitwirkung der anderen Regimenter nicht zu, weil die einen von Episoden vor ihrer Front abgelenkt und selbst einen Höllenlärm machend, die Signale nicht hörten, das Gros der 13er Ulanen aber einen von Maschinengewehren bestrichenen Raum hätten passieren müssen, um zum Kampfe zurechtzukommen.“

 

Das klingt ja beinahe, als ob die "Mitwirkung" der anderen Regimenter freiwillig zur Wahl gestanden wäre... beweist aber, dass es keinen Befehl dazu gab!

 

Was den von MG bestrichenen Raum betrifft, wo war denn dieser? Die russischen MGs hatten sich doch vom Waldeck Lipnik abgesetzt, weil sie unter Feuer der eigenen MGs kamen. Konnten sie von dort über die Anhöhe schießen? Nein. Hätten die (nördlichen) 13er eine Unterstützung der eigenen Ulanen (Vidale) durch einen Rückmarsch entlang knapp westlich des Höhenrückens nicht schon längst zumindest versuchen müssen?

 

In einer anderen Textstelle heißt es später, dass „der ganze Gefechtsakt (UR 13, i.e.: Major Vidale und DR 15) nach 10 Minuten zu Ende war.

 

Vermutlich wären die UR 1 und DR 9 ohnedies für diesen Gefechtsabschnitt zu spät gekommen. Aber sie hätten den Raum der West-Ecke des Waldstücks LIPNIK, - das entscheidende Gelände (MG-Position) nehmen können und wären für die Russen in jeder weiteren Phase, vom Norden her auf 419 und ostwärts, eine empfindliche Bedrohung in deren Flanke geworden, - wenn nicht sogar für eine Verfolgung der Russen zur Verfügung gestanden.

 

Galerie unten:

 

1. Anstieg Richtung Osten von der Strypa-Niederung der 5. Eskadron DR 15 (äußerst linke Eskadron) zum Mêlée-Feld von West nach Ost. Der Wiesenstreifen führt an der Anhöhe zur MG-Stellung. Diesen Anstieg mussten auch die Geschütze der 1. Batterie/RAD 11 bewältigen. Deren Stellungsraum war rechts des Anstiegs vor dem Wäldchen.

 

2. Geschützstellung der 1. Batterie (Kreis) vor „Wäldchen“ (Steilabfall zur Strypa) und Angriffsrichtung DR 15 (Pfeil). Entfernung zu den Russen etwa 300 m.

Links aufschwenken! Trab! Mühselig keuchten die Pferde (der 15er) unter dem schweren Pack aufwärts, im letzten, besonders steilen Stück nahezu zusammenbrechend. Die Ungleichmäßigkeit des Anstieges brachte es mit sich, dass die 5. Schwadron am linken Flügel im Anstieg zurückblieb und in Kolonne ein zweites Treffen bildete. Ähnlich ging es der 2. Schwadron am rechten Flügel, die überdies in Schrapnellfeuer kam (von der Berimowka)".

 

Die unmittelbare Bedrohung zeitigte im GM Zaremba den Entschluß, sich selbst mit seinem Stabe an der Spitze der (15er) Dragoner dem Feinde entgegenzuwerfen.

 

Zaremba selbst rechtfertigte offenbar retroperspektiv seine Teilnahme an der Attacke:

„In einer solchen Lage war an Disponieren nicht zu denken (hat er das bislang getan?) … und ich warf mich mit dem Stabe und fünf Eskadronen der 15er Dragoner auf den Feind, der merkwürdigerweise in Kolonne formiert, nordwärts trabte.“

 

Wie auch in der Originalskizze abgebildet, begleiteten russische Abteilungen die sich bei 418 in nordwestlicher Richtung wälzende Masse des Mêlées in offenbar geschlossener Ordnung, hintereinander westlich des Mêlées und boten so das Bild einer Kolonne. Sie bildeten auf Grund ihrer momentanen Überzahl eine Art Reserve am Platz und traten aus Platzmangel nicht in den Nahkampf. Vermutlich dachten sie auch, dass Vidales Ulanen eine Art Nachhut der 4. Kav Div bildeten und wollten rasch weiter die Anhöhe gewinnen, denn die Russen waren nicht gegen Westen entwickelt und waren in Folge durch das DR 15 in der Flanke überrascht worden.

 

Zu den bisherigen insgesamt 7 im Kampf stehenden Schwadronen traten nunmehr 2 weitere russische und 5 österreichische Schwadronen ins Kavallerie-Gefecht. Also waren rundum etwa 7 Eskadronen auf beiden Seiten im Reiterkampf involviert.

 

Natürlich kam es bei Zaremba’s Stab zu gewichtigen Verlusten. Das Mêlée entwickelte sich durch den Einsatz des DR 15, durch das neue Kräfteverhältnis, nunmehr günstig für die Österreicher.

 

Das DR 15 zeichnete sich in dieser Attacke wirklich aus und hätte einen glorreichen österreichischen Sieg eingeleitet, wenn die anderen Teile der 4. Division diese Attacke genährt hätten. Das UR 1 und das DR 9 hätte wohl nur mehr hinter dem DR 15 aufmarschieren brauchen und die Schlacht wäre gewonnen gewesen!

 

Bald nach Beginn des großen Reiterkampfes der 15er Dragoner erhob sich auch ein Ringen zwischen der 2. Schwadron des Rittmeisters Malburg und der 1. und 2. Schwadron der vom Rittmeister Barbowitsch herangeführten Ingermanland- Husaren“ .

 

Das war die Südflanke des  Mêlées.

 

Die doppelte Übermacht der (russischen) Husaren, die ihnen eine Überflügelung der Dragoner mit einer ganzen Schwadron erlaubte, drängte nach kurzem örtlichen Kampf die letzteren gegen die große Mêlée zurück.“ „Das Vordringen der verfolgenden Husaren brachte insbesondere die 1. Schwadron der 15er Dragoner, die in den Rücken des Feindes eingeschwenkt waren, in großes Gedränge“.

 

Damit wurde die südliche Flanke der Österreicher gefährdet, aber dennoch wurde die Situation für die Russen im Gesamten immer bedrohlicher:

 

„Wie Graf Keller in einem Gefechtsbericht hervorhebt, wurde die 5. Schwadron der Nowgoroder bereits von allen Seiten eingeschlossen“. „Weder der russischen MG Abteilung westlich Folwark Lipnik noch der Batterie auf der Berimowka, noch den beiden Batterien der 9. Division auf Jamny war die böse Wendung im Kampf entgangen“.

 

Der Nahkampfknäuel wanderte damit also Richtung ostwärts der Anhöhe.

 

Hauptmann Lauer gab an: Wir haben also die Russen in der Mêlée geworfen. Wir sollten uns aber unseres Erfolges nicht allzu lange freuen. So wie die russische Artillerie sieht, dass da etwas nicht in Ordnung ist, eröffnet sie von ihrer beherrschenden Stellung auf den Berimowka- Ostry Garb-Rücken, von wo sie das ganze Attackefeld wie auf einem Präsentierteller vor sich hat, ein rasendes Schnellfeuer ohne Rücksicht auf Freund oder Feind. Wie bei einem Hagelschauer prasseln die Füllkugeln in die Staubwolke hinein. Das gibt uns den Rest. Diesem Artilleriefeuer halten wir nicht mehr Stand. Automatisch trennt es beide Gegner.“

 


Galerie oben:

1. Nahaufnahme des Stellungsraums der 1. Batterie des RAD 11. Ausdehnung etwa Länge des strichlierten Pfeils entsprechend. Zum Waldrand hin abschüssig. Der Wald selbst kann als Steilhang bezeichnet werden.

2. Sumpf, in dem die Geschütze versanken, im Raum Meierhof Bezodnie. Eine unvorstellbare Tragödie hat sich an beiden Plätzen abgespielt. 

 

 

Mittlerweile spielte sich eine andere ungeheure Tragik für die Österreicher ab:

 

Die vom Süden kommenden russischen Husaren des HR 10 (Rittmeister Barbowitsch) bedrohten nicht nur eingangs die südliche Flanke des Mêlées , sondern stießen auch auf die österreichische Artillerie im Stellungsraum vor dem Wäldchen:

 

„Die wenigen russischen Abteilungen, die noch geschlossen in der Hand ihrer Kommandanten waren, die fünf Züge Ingermanland-Husaren des Rittmeister Barbowitsch, weiter dahinter die 6. Schwadron Odessa-Ulanen, hatten um diese Zeit der Artillerie des Obstlt Dobringer bereits einen völligen Untergang bereitet.“

 

Es entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Oberleutnant Villat vermochte das Geschütz 2 noch abzuprotzen, die Protze wurde aber von fliehenden Reitern mit sich gerissen, kollerte über den Abhang und die Rast in den steil abfallenden Wald, wo sich Roß und Reiter erschlugen. Das Geschütz 3 wurde sofort hinweggeschwemmt und rollte gerade auf das vor der Mitte des Waldes abgeprotzte Geschütz 4, wo sich ein schier unentwirrbarer Knäuel bildete, unter dem das schussbereite Geschütz verschwand".

 

"Die Protzen der Geschütze 1 und 4 jagten, ehe ihnen mehr als höchstens 2 Munitionsverschläge entnommen worden waren, samt den Koppelpferden der Bedienungsmannschaft längs des Waldrandes zurück, gerieten mit den eben gegen die deckende Niederung wendenden Munitionswagen zusammen, auf die sich Kosaken stürzten. In tollem Durcheinander, Deichseln und Räder brechend, kollerten auch alle diese Fuhrwerke in den Strypa-Grund…

 

Nach wenigen unwirksamen Schüssen sah sich die Bedienung des Geschützes 2 von den Husaren überflutet und wurde vor den Augen ihrer Kameraden zusammengehaut. Das Geschütz 1 brachte einige Kartätschschüsse an… Dies geschah auch am anderen Flügel der Feuerstellung, wo sich das Geschütz 3 beim Herabrollen zufällig selbst von der Protze gelöst hatte und nun von der Mannschaft des unter dem Knäuel der Protze und Pferde begrabenen Geschützes 4 bedient wurde."

 

..Barbowitsch … bog mit seinen Husaren links um das Wäldchen aus… Er stieß auf den wirren Haufen von Munitionswagen und Protzen, der den schmalen Weg gänzlich verrammelte…“

„… Hauptmann Taufer kommandierte „Verkehren“, was auf dem schmalen Weg an sich ein Kunststück bedeutete.“ 

„…kein Wunder, dass die Fahrer den Bogen bei der Wendung zu groß nahmen und in den Sumpf gerieten, in dem die Pferde bis zum Bauch versanken. In den Bemühen, sich herauszuarbeiten, rissen sie auch die Geschütze in den Sumpf, die bis an die Rohre einsanken.

 

„…Inzwischen war auf den Höhen jenseits der Strypa nächst dem Dorfe Dworzyska, das Signal „Appell! Trab!“ geblasen worden“...

 

Oberstleutnant Brosch (DR 15), noch am Kampfplatz, kommentierte das Appellsignal vorwurfsvoll: „Wo steckt denn unsere zweite Brigade?“

 

Lt Resseguier spricht davon, dass er die Divisionstrompete von „Gott weiß von wo“ gehört hat und schildert die Konsequenzen: „…(wir) entfernten uns im Schritt, unwillig, vom heißumstrittenen und feindesleeren Schlachtfelde…

 

Die Russen aber nahmen dies befriedigend auf, waren nicht faul und schossen mit Maschinengewehre nach. Wir hatten kein Verständnis für diese Schießerei, da uns nur der Ärger erfüllte, ein so teuer erkauftes Schlachtfeld anscheinend ohne Grund verlassen zu müssen“.

 

 

Bild unten:

Der Kampfplatz links im Vordergrund, das Wäldchen, die Senke Strypa, der Raum Dworzyska (strichlierter Ring, der Ort existiert heute nicht mehr). Zu diesem Zeitpunkt, der angebliche Standort des Divisionstrompeters: Sehr zweifelhaft, dass auf diese Distanz (2, 5 km) ein Appellsignal gehört werden konnte. Das UR 1 und DR 9 haben von dort angeblich den Gefechtslärm von oben auch nicht gehört!


Rückzug

Von einer Verfolgung durch die Russen war keine Rede."

 

Auch GL Keller ließ Appell blasen, als der Rückzug seiner Gegner ihn weiterer Nöte enthob. Es dauerte aber lange, bis sich seine zersprengten Schwadronen zusammenfanden.“ 

 

Der ganze Gefechtsakt war nach 10 Minuten zu Ende, noch bevor die um 11 Uhr 10 Min einsetzende Sonnenfinsternis sich mit ihren Fluren in fahles Dämmerlicht versenkenden Schatten in den ersten Anfängen wahrnehmbar machte."

 

Zaremba befahl schreiend die Regimenter nach Koltow zu führen.“

 

Hptm Lauer, Nähe Troscianiec Maly zur Situation:

„Vor, neben und hinter mir krachen die Schrapnelle. Es ist ein Ritt auf Leben und Tod im vollsten Sinn des Wortes. Die russische Artillerie legt von 100 zu 100 Meter ihr Feuer uns voraus, so dass man vor sich schon den Feuerwall sieht, durch den man reiten mußDer Weg dauert endlos und ich bekomme einen guten Begriff von der Reichweite modernerer Artillerie…“

 

Noch immer ohne Ahnung von den Vorgängen auf der Höhe, führte Oberst Kopecek seine 9er Dragoner,…, gegen Westen, die Häusergruppe auf der Mogilka zu nehmen.“….

 

Inzwischen sammelten sich auf der Höhe bei Dworzyska, wo das Appell-Signal gegeben worden war, die 15er Dragoner, 1er Ulanen und die 1. Division der 13er Ulanen.“…

 

In diesem Augenblick fuhren am östlichen Strypa-Ufer, nördlich der Häusergruppe Wolczkowce, russische Geschütze offen auf. Im nächsten Augenblick krachten im direkten Schuß auf einen Kilometer Entfernung vier Schüsse in den dichten Knäuel der sich sammelnden Regimenter. Die vorgezogene Batterie der 9. (russ.) Division war in Aktion getreten, alsbald donnerten auch die Geschütze der 10. Division von der Höhe 406 herüber. Diesem jähen Feuerüberfall waren die erregten Nerven von Mann und Pferd nicht gewachsen.“

 

Lauer berichtet weiter, dass „der große Wald so manchem, der sich zu weit seitwärts hielt, verderblich wurde, weil dort feindliche russische Sotnien herumstreiften“.

 

Der Einsatz solcher Raid-Kommandos war für die russische Kavallerie typisch und hatte zur Verunsicherung der österreichischen Truppen mit geringen Mittel immer großen Erfolg.

 

Zaremba zeichnete sich beim Rückzug noch damit aus, dass er nun statt dem bereits befohlenen Sammelpunkt Koltow einen neuen Sammelraum Sassow befahl, was nunmehr die Division wiederum zersplitterte und ein nochmaliges zeitraubendes und mühsames Neuordnen nach Erreichen von Sassow zur Folge hatte. Schließlich wurde in Bialykamien unter Ausscheidung von Sicherungs-Vorposten genächtigt.

 

Hoen/Waldstätten beurteilen, völlig unzutreffend, abschließend:

 

Die Russen aber vermochten ihren Erfolg nicht im Mindesten zu nutzen. GL Keller musste seine abgekämpfte und stark erschöpfte Division einer Retablierung teilhaftig werden lassen.

 

(Und:) Das Ergebnis des Kampfes war somit- von den eroberten Trophäen abgesehen - für die Russen keineswegs befriedigend, es sei denn, dass sie ungestraft die dünne Linie der Grenzbewachung zerrissen hatten, die den Vormarsch der nachfolgenden Hauptkräfte ohnedies nicht hätte stören können.“

 

Dies kann nicht unwidersprochen bleiben!:

  • General Keller hat den Österreichern einen schweren psychologischen Schaden durch sein Behaupten des Gefechtsfelds eingebracht, sowie die ungehinderte Heranführung von russischen Hauptkräften aus dem Raum Olejow ermöglicht.
  • Der Aufmarschraum zwischen Brody und Zborow war für die Russen frei, die Absicht des XI. Korps gescheitert, der Auftrag der 4.  Kav Div nicht erfüllt!