Otto Josef von BERNDT (* 18. April 1865, Tiefenbach bei Tannwald, Nordböhmen; † 3. Dezember 1957 Wien) war von 1909 bis 1914 Kommandant des k.u.k. Steirisch-Kärntnerisch-Krainerischen Dragoner-Regiments „Nikolaus I. Kaiser von Rußland“ Nr. 5.

 

Vorgänger als Regimentskommandant: Oberst Karl Freiherr von KIRCHBACH, 1903 und Oberst Paul Graf WURMBRAND-STRUPPACH, 1904 - 1909.

Nachfolger: Oberst Moritz KRANZ (1914)  und ObstLt Johann SPONNER von OSTRAVY (Ende Oktober 1916).

 

Otto BERNDT war der Sohn einer Tochter des Bensener Müllermeister Ignaz RITSCHEL. Nachdem er mit sieben Jahren verwaist war, bekam sein Großvater das Sorgerecht. Nach dem Abschluss an der Realschule in Böhmisch Leipa besuchte er die Handelsakademie in Wien. Im Alter von 19 Jahren kam er als Einjährig-Freiwilliger zum Dragoner-Regiment 1 in die Festung Theresienstadt; 1888 wurde er Berufsoffizier. Danach war er abwechselnd bei der Kavallerie und im Generalstab im Einsatz. 1901 wurde er Major im Generalstab, 1914 Kommandant der 4. Kavallerie-Division, vom Dezember 1915 bis November 1916 Generalstabschef der 4. Armee. Am 1. August 1917 erfolgte die Ernennung zum Feldmarschallleutnant, im Juli 1918 wurde er zum Kommandant der 29. sudetendeutschen Infanteriedivision in Venetien befördert.

 

Im Jänner 1918 wurde er von Kaiser Karl I. in den österreichischen Adelsstand als Ritter von Berndt erhoben. Anschließend lebte er als Pensionär in der nun tschechischen Grenzstadt Znaim und nach 1945 als Heimatvertriebener in Wien. Bis ins hohe Alter hielt er Kontakt zu den ehemaligen Offizieren des k.u.k.  Dragoner-Regiments Nr. 5.

 

Auszug aus einem Zeitungsartikel anlässlich seines 92. Geburtstages:

„Als Sohn einer deutschen Industriellenfamilie in Nordböhmen trat er 1884 als Einjährig Freiwilliger in das k. u. k. Dragoner Regiment Nr. 1 ein. Diese Wahl der Waffengattung war symptomatisch, denn auch nach seinem Übertritt in das aktive Offizierskorps und später als Generalsstabsoffizier blieb Berndt stets das, was er von Anfang an war – Kavallerist und Kavalier. Früh wurde der junge Offizier, nachdem er die Kriegsschule mit vorzüglichen Erfolg absolviert hatte, in verantwortlichen Stellungen verwendet. Schon 1895 kam er in das Operationsbüro des Generalstabes, dann folgten eine mehrjährige Zuteilung im Stabe des Kavallerie-Truppeninspektors und später eine neuerliche Verwendung im Operationsbüro. 1909 wurde Oberst Berndt Regimentskommandant der Nikolaus-Dragoner DR 5 und zu Kriegsbeginn 1914 zog er an der Spitze der 13. Kavallerie-Brigade ins Feld. Schon am 11. August zeichnete er sich, mit seiner Brigade von Tarnopol heraneilend, bei Zaloszsce aus. Tags darauf wurde er zum Generalmajor befördert und übernahm am 29. August das Kommando der 4. Kavallerietruppendivision, eben jene Division, die kurz vorher bei Jaroslavice der 10. russischen Kavalleriedivision die „letzte Reiterschlacht der Weltgeschichte“ geliefert hatte. Die 4. KD führte Berndt nun über ein Jahr, in den Karpathen, in den Verfolgungskämpfen bei Gorlice, bei der Wiedereroberung von Przemysl und im Feldzug von Rowno. Vom Herbst 1915 bis Ende Oktober 1916 fungierte der General als Generalsstabchef der 4. Armee an der Seite der Armeekommandanten Erzherzog Josef Ferdinand und Tersztyansky und meisterte in dieser Stellung die schweren Krisen, die diese Armee durchzustehen hatte. Dann übernahm er auf eigene Bitte neuerlich seine alte 4. KD, die er nun auch ein Jahr führte. Das Kriegsjahr 1918 sah ihn sodann als Kommandant der 29. Infanteriedivision auf dem italienischen Kriegsschauplatz. Diese letzten Kämpfe und das Ende der Division hatte der Feldmarschallleutnant 1928 auch historiographisch dargestellt. Seit 1918 lebt Exzellenz Berndt in Ruhestand, ein Sammelpunkt für seine alten Waffenkameraden und ein Ausstrahlungszentrum kavalleristischen Geistes.“

 

Kriegsauszeichnungen:

Leopoldorden, Ritter mit der Kriegsdekoration und Schwertern

Franz-Joseph-Orden, Ritter

Leopoldorden 2. Kl. mit KDS

Orden der Eisernen Krone 2. Kl. mit KDS

Militärverdienstkreuz 2. Kl. mit KDS

Militärverdienstkreuz 3. Kl.

Eisernes Kreuz, 1. Klasse 1914

Eisernes Kreuz, 2. Klasse 1914

 

Schriften:

Letzter Kampf und Ende der 29. Infantrie-Division, 1930.

Die 5-er Dragoner im Weltkrieg 1914–1918. Druck u. Verlag Major Paul Kaltschmid, Wien 1940.

Zahlreiche Ausbildungsschriften.

Auch Gedichteschreiben waren seine Leidenschaft.

 

Galerie unten:

1. Offizielles Portrait (Wikipedia, Internet, auch Foto oben).

2. Ausschnitt aus Offiziersgruppenbild, 1913, Nachlass Otto URBAN.

3. Zeitungsausschnitt, 92. Geburtstag.

4. Gruppenfoto, verm. vor 1909, in Husaren-Uniform, Zweiter von links, sitzend, verm. mit Paul Graf WURMBRAND (linkerhand von BERNDT).

5. Vergrößerter Ausschnitt von Foto 4.

6+7: Artikel in "Österreichische Wehrzeitung", 30. September 1932, gegen die Politisierung des Bundesheeres (der 1. Republik).

8-10: Auszug aus dem Bücherl "Kleine Auslese".

11: Brief an den Offiziersverband DR 5, Oktober 1937.

 

 

Otto Berndt hat nicht nur federführend das Buch "Die 5-er Dragoner im Weltkrieg 1914–1918" verwirklicht, sondern als Regimentskommandant ganz entscheidend die Ausbildung, das Können und die Haltung des DR 5 auf Dauer beeinflusst. 

 

Der Nachlass von Obstlt. Adalbert v. LEUZENDORF beinhaltet seine zahlreichen richtungsweisenden, mehrere Seiten umfassende Regiments-Vorschriften und Befehle. Nachstehend einige Auszüge daraus: