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Die wesentlichsten Auszüge aus dem Text des genannten Artikels:
"...Am Samstag nachmittags langte hier die Meldung ein, der betreffende Pilot, Oberleutnant Nittner, sei tags zuvor um 2 Uhr 5 Minuten in Wiener-Neustadt mit dem Etrich- Eindecker „Achilles" und dem Oberleutnant Elsner als Passagier aufgestiegen und in Böheimkirchen infolge Benzinmangels und starken Gegenwindes zu einer Zwischenlandung gezwungen worden: für Samstag sei der Weiterflug nach Linz beabsichtigt und die Ankunft daselbst im Laufe des Nachmittags zu erwarten. ... Um so größer war die Überraschung, als gestern, Sonntag, kurz vor 9 Uhr ein ungewohntes, von Minute zu Minute stärker anschwellendes Surren und Knattern in den Lüften vernehmbar wurde.... Es war einer der modernen Segler der Lüfte, der Etrich- Eindecker „Achilles", der, gesteuert von Oberleutnant Nittner, in elegantem Fluge und in einer beiläufigen Höhe von 150 Meter einen großen Bogen beschreibend die Schwesterstädte Linz-Urfahr überflog, mehrmals die Donau traversierte, ... Die Ankunft des Aeroplanes wurde von mehreren Mitgliedern des hiesigen Luftschiffervereines, darunter Hauptmann Malina und Oberleutnant König, erwartet. Außerdem war eine Bereitschaft von zehn Mann des hiesigen Landwehr-Infanterie-Regimentes und Mannschaft des hiesigen Hessen-Regimentes zur Landungsstelle ausgerückt. Vom Luftschifferverein fanden sich rasch noch der Präsident Statthaltereirat Graf [Hermann] Attems, Juwelier Winkler und noch einige Herren ein, die die Flieger willkommen hießen... Wie schon oben erwähnt, lenkte den Aeroplan der Oberleutnant Eduard Nittner, während von Amstetten aus Leutnant Rzemenowsky die Fahrt als Passagier mitmachte. Über den Verlauf des Fluges erfahren wir folgendes: Die Fahrt, die ein Rekognoszierungsflug sein sollte, war vom Oberleutnant Nittner am Freitag um 2 Uhr 5 Minuten nachmittags auf dem Etrich-Eindecker „Achilles" mit Oberleutnant Elsner als Passagier in Wiener-Neustadt angetreten worden. Der Pilot hatte gleich anfangs die Absicht, in St. Pölten eine Zwischenlandung vorzunehmen, um frisches Benzin zu fassen. Der erste Teil der Fahrt verlief bei starkem Gegenwind in so dichtem Nebel, dass die Orientierung nur nach der Bussole erfolgen konnte. Über dem Wienerwalde war der Gegenwind zeitweise derart heftig, dass das Flugzeug kaum von der Stelle kam und unter der Einwirkung der widerstrebenden Kräfte zitterte. Infolgedessen war der Benzinvorrat bald erschöpft und der Pilot entschloss sich, noch vor St. Pölten zur Landung zu schreiten. Diese erfolgte in Böheimkirchen um etwa halb 5 Uhr nachmittags vollkommen glatt außerhalb des Ortes auf einem Sturzacker. Der Apparat wurde nachtsüber von Gendarmen auf dem Landungsfelde überwacht. Am Samstag um 1 Uhr 55 Minuten nachmittags stieg der Pilot wieder auf und flog in einer Höhe von 150 Meter über St. Pölten nach Amstetten und von dort nach Wallsee: infolge des immer stärker werdenden Gegenwindes, der fast zehn Sekundenmeter betrug, musste Nittner jedoch wieder nach Amstetten zurückfliegen und wegen Benzinmangels gegen 3/4 4 Uhr nachmittags abermals landen. Gestern, Sonntag, um 8 Uhr 7 Min. früh wurde die Weiterfahrt mit Leutnant Rzemenowsky als Passagier angetreten, der bis Amstetten in dem Begleitautomobil dem Aeroplan gefolgt war. Der Apparat stieg wegen, des dichten Nebels zu etwa 1000 Meter Höhe auf und ließ so die Wolken unter sich. Trotzdem die Fahrt im Sonnenschein verlief, herrschte in dieser Höhe bedeutende Kälte. Ab und zu konnten die Aviatiker durch Lücken in der unter ihnen liegenden Wolkenschicht die Donau erblicken und sich, so unabhängig vom Kompass orientieren, bis endlich die Häusermasse von Linz-Urfahr aus dem Nebel auftauchte. Der Apparat, den Oberleutnant Nittner benützte, ist nach dem in den letzten Jahren so erfolgreichen Etrich- System konstruiert und besitzt als Antriebskraft einen sechszylindrigen Daimler-Motor von 90 Pferdekräften, der vorn dem Apparat eingebaut ist... Da ein Weiterflug nach Wels, welche Stadt eigentlich als Ziel des Fluges bestimmt war, wegen der durch die wiederholten Zwischenlandungen verursachten Verzögerung der Fahrt nicht mehr opportun erschien, beschloss Oberleutnant Nittner, im Falle günstigen Wetters nachmittags um 2 Uhr Schauflüge zu veranstalten. Dann sollte der Apparat abmontiert und per Bahn nach Wiener-Neustadt zurücktransportiert werden. Indes hatte sich während der Vormittagsstunden der anfänglich fast wolkenlose Himmel mit Grau umzogen und gegen 12 Uhr begann es leicht zu regnen. Da der Regen nicht nachließ, wurde gegen ¾ 2 Uhr der Schauflug abgesagt.... Denn als gegen halb 3 Uhr der Regen fast aufhörte, beschloss Oberleutnant Nittner aufzusteigen, um die auf der durchnässten Wiese harrende Menge doch einigermaßen zu entschädigen. Er stieg um 3 Uhr mit Leutnant Rzemenowsky auf und flog in einem wunderschönen Bogen zuerst bis nahe an die Peripherie der Stadt, wandte sich dann nach Kleinmünchen, über die Steyregger Brücke gegen den Pfenningberg zu und landete dann nach einem eleganten Gleitfluge, der die Zuschauer zu enthusiastischen Beifallsrufen hinriss, glatt an der Abflugsstelle. Dieser Flug hatte ungefähr 10 Minuten gedauert. Da der Motor tadellos funktioniert hatte, entschlossen sich die beiden Herren noch zu einem zweiten Schaufluge, der aber für den Apparat zum Verhängnis werden sollte. Nach einem Fluge von kaum einer halben Minute Dauer löste sich etwa in der Höhe der Landwehrkaserne ein Flügel des Propellers los, wodurch natürlich eine Fortsetzung des Fluges unmöglich gemacht wurde. Oberleutnant Nittner stellte deshalb den Motor ab und wollte aus der Wiese hinter dem Posthof im Gleitfluge niedergehen. Hiebei bemerkte er jedenfalls erst zu spät, dass er sich der Welser elektrischen Hochspannungsleitung näherte, denn der im letzten Augenblicke unternommene Versuch, diese noch zu überfliegen, misslang. Das Flugzeug sauste mit großer Schnelligkeit in die 25.000 Volt führende Leitung, durchbrach drei 44 Quadrat-Millimeter starke Kupferkabel und stürzte zu Boden, wobei das Gestänge und die Tragflächen des Apparates zum Großteil in Trümmer gingen. Geradezu ein Wunder ist es zu nennen, dass die beiden Piloten bei dem Sturz aus 30 Meter Höhe und dann beim Aufprall an die Starkstromleitung fast unverletzt blieben, beziehungsweise nur einige ganz geringfügige Quetschungen und Hautabschürfungen erlitten.... Der Apparat, der mit Ausnahme des Motors so ziemlich unbrauchbar geworden ist, wurde noch nachmittags von der hiesigen Pioniermannschaft abmontiert, auf einen Wagen verladen und zur Bahn transportiert. Die Piloten fuhren noch um 9 Uhr abends mit dem Begleitautomobil, in dem außer den bereits Genannten auch Leutnant Libowicky und ein Monteur angekommen waren, wieder nach Wiener-Neustadt. Oberleutnant Nittner, einer der wenigen Piloten, die bisher ohne bedeutenderen Unfall ihren Dienst beim Luftschiffer- Korps versahen, hat bekanntlich seinerzeit den Fernflug Wiener-Neustadt—Graz absolviert, hierbei als Erster den Semmering überflogen und auch sonst schon schöne Erfolge auf aviatischem Gebiete erzielt, zu denen gewiss auch die schwierige Fahrt von Wiener-Neustadt nach Linz gezählt werden darf. . .
Wie sind die beiden Bilder zu interpretieren?
Es ist aus der Situation als gesichert anzunehmen, dass der Pilot und nicht der Passagier mit den VIPs spricht. Es kann also auch als gesichert angenommen werden, dass der Pilot im Bild Eduard NITTNER ist.
Weiters kann davon ausgegangen werden, dass im Bild 1, von links nach rechts, folgende Personen zu sehen sind:
Hauptmann Malina in Uniform mit Regenmantel, der Journalist mit Hut, Nittner in Pilotenjacke, "noch einige Herren", dahinter im dicken Mantel mit aufgestelltem Kragen in Uniform in den Passagiersitz blickend: Leutnant Rzemenowsky.
Im Bild 2: Der Journalist, Hptm Malina, der Juwelier, Gemeindevertreter, Nittner, dahinter verdeckt: Rzemenowsky, Oberleutnant König, Graf Hermann Attems und weitere zwei Herren.