Otto GARIBOLDI als Oberleutnant 1911 mit  seiner schwarzbraunen Stute „VILJA“ (sein Privatbesitz) und seinem dienstlich zugewiesenen Chargenpferd „IDENTITÄT“ (Nachlass Dr. Primus).

 

Otto GARIBOLDI, Rittm. - Obstlt (tit.), (Reichs-) Ritter, geboren am 3. Februar 1880, gestorben: 15 11 1965. Er entstammte einem alten austro-italienisch-slowenischen Adelsgeschlecht, dessen Leistungen sich vor allem im Bereich des Bergbaus und Militärdienstes finden.

 

Eltern: Ferdinand GARIBOLDI, Ritter, geboren am 30. Mai 1836, verstorben am 10. Oktober 1893, Generalmajor, verheiratet 20. September 1876 mit Christine RAINER von und zu LINDENBÜHEL, geboren 1851 - Marburg, verstorben 27. Februar 1927.

Verheiratet am 11. Juli 1917 mit Maria (Marica) Marquarda POLESINI, Marquise geb.: 1888 (Eltern: Marquis Benedetto POLESINI & Isabelle LOCATELLI von Eulenburg und Schönfeld). geschieden: 1924

Verheiratet 1926 mit Hildegard von HOEPKER, geb.: 1892

Tochter: Ruth Melitta Edle von GARIBOLDI, geb.: 1925

 

GARIBOLDIs Grab ist im evangelischen Teil C-1 des Stadtfriedhofs St. Peter, Graz (obwohl er katholisch war, aber seine 2. Frau war evangelisch). 

 

Seine Hobbys waren: Zinnsoldaten sammeln, Theater, Malerei, Geschichte, Literatur. Er war Schlaraffia-Bruder (Studenten-Verbindung, wie auch WEIGEND, LINKE-CRAWFORD), sein Spitzname war dort: „Odo, der Drau-Gauer".

 

Sein Offiziersdiener war Johann ALDRIAN, sein Pferdewärter Peter GEIREGGER. 

Bruder:

Robert GARIBOLDI Ritter, 1877-1918 (gest.: an der Ruhr, 15 09 1918 in Sebernik/Šibenik/ Sebenico, zu dieser Zeit Rittmeister im DR 1 und Pferdeevidenzoffizier), davor Offizier im HR 2, DR 5 (15 Jahre), besuchte auch die Marinekadettenschule in Rijeka. 

 

Foto 2: Robert als Rittmeister im DR 1, 1914/15, Quelle: Regional Museum Maribor.

 

Foto 3: Links (vermutlich) Otto als junger Kadett, vor 1900, Stadtarchiv Marburg. Ob rechts im Bild sein Bruder Robert ist, ist derzeit noch nicht schlüssig.

 

Militärische Ausbildung: 1896/97 Kadetnica Marburg, TherMilAk, 1900 Kav-Schule Hranice, Mährisch-Weißkirchen, 1911/12 Offiziersschule Graz, 1914 Train-Kurs in Graz, August 1915 MG-Kurs in Bruck Leitha.

 

Militärische Verwendungen:

Vor dem Krieg: Proviantoffizier und Train-Ausbilder sowie Mobilisierungs-offizier. Otto war in Graz auf Kurs als der Mobilisierungsbefehl kam. Bei der Mobilisierung selbst war Otto dann als (noch) Oberleutnant für die Aufstellung des Regimentstrains (Ankauf der Pferde, Beschirren, Einfahren, Unterricht der Fahrsoldaten) verantwortlich. Er war der Verladeoffizier für die Verlegung nach Galizien im Bahnhof Görz.

Im Buch ist Otto 140x genannt und die meisten Textstellen des Buches basieren (neben Rittm. KRIEGHAMMERs Aufzeichnungen) auf seine beinahe lückenlos geführten Kriegstagebücher.

Als Offizier und Zugskommandant der 1. Eskadron war er beim Vormarsch am 25. August im Bereitstellungsraum in der Gegend von Gliniany für die Aufklärung des Raumes Bialykamien und Sassow eingeteilt. Seine Beförderung zum Rittmeister erfolgte entweder kurz vor Kriegsbeginn oder in den ersten Tagen. Bei Skwarzawa geriet er infolge verräterischen Verhaltens der Bewohner in einen Feuerüberfall einer feindlichen Patrouille, dem er jedoch ohne ernstlichen Schaden entkam. Aufklärungs- und Verbindungsdienste waren Hauptaufgaben des in Teilen eingesetzten DR 5. Die Zuteilung zu den Infanteriekommanden wechselte laufend und Otto’s Berichte decken somit fast alle wesentlichen Gefechtshandlungen des Jahres 1914 in Galizien ab.

GARIBOLDI schildert als Augenzeuge, wie der Großteil des IR 28 am 3. April 1915 zum Feinde überlief und dadurch die ganze Stellung der 56. Brigade unhaltbar machte. Der Kommandant der 56. Brigade sandte den Rittmeister mit einem Befehl zum Kommandanten des genannten Regiments, doch war dieser außerstande, diesen Befehl durchzuführen, weil er nur noch über etwa 200 Mann verfügte.

Ende März 1915 war er stellvertretender Kommandant der 1. Eskadron unter Rittm. Alfred MORAWETZ v. KLIENFELD. Die 1. Eskadron war in der I. Division (=Halbregiment) DR 5 unter dem Kommando von Mjr. Freiherr v. AIROLDI.

Infolge avancierte Otto zum Eskadrons-Kommandanten und führte oft auch gemischte Reitereinheiten durch Zusammenlegungen, z.B. mit dem DR 11.

Im Jahre 1915 wurden für den statischen Stellungskampf „Fuß“-Eskadronen für den infanteristischen Einsatz gebildet. Eine solche kommandierte 1915 auch GARIBOLDI. Dabei wurde er durch eine nahe einschlagende Granate verwundet und konnte sich nur mühselig und mit Unterstützung in Sicherheit schleppen.

Im September 1915 wurden die Regimenter der 6. KTD einschließlich der zwei abgestellten Eskadronen der Fünferdragoner wieder beritten gemacht. Rittm. v. GARIBOLDI wurde am 3. September beauftragt, die Formierung der 1. und 3. Eskadron zu Pferd durchzuführen und sich zu diesem Zweck zu den zurückgeführten Handpferden nach Tyszownica (35 km südwestl. Stryj) zu begeben.

Im Dezember 1915 konnte GARIBOLDI zum zweiten Mal auf Urlaub gehen und rückte am 21. Dezember wieder ein. Danach führte er seine Eskadron im Verbande der 11er Dragoner wieder in der vordersten Linie.

Anfang 1916 wurde das DR 5 umgegliedert, es änderten sich auch die Bezeichnungen, die Eskadronen wurden zu Schwadronen umbenannt. Schwadronskommandanten waren: 1. GARIBOLDI, 2. PIPPAL, 3. CORNIDES, 4. BREGANT. In der Schwadron GARIBOLDI dienten die Leutnante LONČARIĆ, REICHEL und Karl PLANK.

Ende März (Ostern) 1916 wurde das II. Halbregiment nach Tarnopol gezogen und sodann das I. Halbregiment, das für den beurlaubten Obstlt. SALM jetzt GARIBOLDI führte, auf ukrainisches Gebiet an die Bahnstrecke Zbaraz - Szepietowka vorgeschoben. Es marschierte am 2. April von Tarnopol nach Zbaraz.

1917 war GARIBOLDI mit seiner Eskadron im Raum der ehemaligen galizischen-russischen Grenze, dort wo das erste Reitergefecht 1914 in Jaroslawice stattfand.

Am 9. September 1918 führte GARIBOLDI das II. Halbregimentskommando. GARIBOLDI erhielt um diese Zeit die traurige Nachricht vom Tode seines Bruders Robert, welcher vor dem Krieg lange beim DR 5 diente (die beiden waren sehr eng miteinander verbunden). Am 23. Mai trat GARIBOLDI daher einen vierwöchigen Urlaub an; Karl ZENONE führte unterdessen das Kommando des II. Halbregiments.

GARIBOLDI führt danach im Herbst 1918 die Remonten- Abteilung in der Heimat. Es scheint, dass er im Herbst 1918 beim Zusammenbruch der Monarchie die Geschehnisse in Marburg nicht unmittelbar miterlebte. "Da mit der Ersatzschwadron auch alle Standesvormerkungen in die Hände der Jugoslawen gefallen sind, lassen sich die Mannschaftsverluste nicht einmal annähernd festzustellen.“ GARIBOLDI versuchte, sie schätzungsweise zusammenzustellen, sein Ergebnis: ungefähr 250 Mann gefallen und 800 verwundet.

 

Verwundet 1916

Militärverdienstkreuz III. Klasse

Silberne Militärverdienstmedaille

Bronzene Militärverdienstmedaille

 

 

Bilder unten: 

1. "Schwimmkommando" (verm. anlässlich eines Kurses "Schwimmen mit Pferden" zum Übersetzen von Flüssen) mit Originalunterschriften, SI_PAM, Maribor.

2. Otto GARIBOLDI, als Rittmeister 1914/15, Regional Museum Maribor.

3. Otto rechts außen, mit Rittm. MORAWETZ und (verm.) Lt. CORNIDES-KREMBACH (Mitte), vor 1914, Archiv Marburg, SI_PAM.

4. Die Familie GARIBOLDI 1927, Nachlass GARIBOLDI (Dr. Primus).

5. Profil mit Unterschrift, ca. 1926, SI_PAM, Maribor.

 

 Ausgewählte Gefechtsberichte:

Die 1. Eskadron brach am Morgen des 23. August von Wolowe auf und marschierte nach Carnuszowice (bei Hermanow), wo sie recht gute Unterkunft fand. Rittm. v. MORAWETZ hatte auch die Unterbringung der 56. Brigade in Hermanow vorzubereiten. Von einem Bauer erfuhr man, die Russen hätten vor zwei Tagen zwei österreichische Batterien genommen (Jaroslawice!). - Am Abend, gerade als die Offiziere der Eskadron sich zur Ruhe begeben wollten, kam vom 56. IBrig-Kmdo der Befehl zum sofortigen Aufbruch".

 

Foto 4: Otto als Major, Quelle: Dr. Sergej VRIŠER, „Finfarji: Štajersko-koroško-kranjski dragonski polk št. 5“ (2000), Angabe: Nachkriegs-Foto (leider dzt. nicht nachzuvollziehen).

 

Rittm. v. GARIBOLDI erzählt in seinem Tagebuch (Nachfolgendes gekürzt):

> Was mag geschehen sein, daß wir so plötzlich alarmiert werden? Wir machen uns eiligst fertig. Es ist schon stockfinster, das Satteln ist unter solchen Umständen keine leichte Sache. Endlich ist die Eskadron in Marschkolonne gestellt. Ich erhalte den Auftrag, mich mit 10 Reitern beim Brigadier am Ortsausgange zu melden. Ich reite also mit meiner Patrouille nach vorne. Auf der Straße steht die Infanterie marschbereit. Um rascher vorwärts zu kommen, reite ich über die Felder neben der Straße. Vorne sehe ich einige Laternen leuchten: GM. FERNENGEL mit seinem Stabe. Als ich nun in der Finsternis wieder auf die Straße gelangen will, macht Vilja (mein eigenes Pferd) einen mächtigen Satz und plumps liegen wir im tiefen Straßengraben. Ein böses Vorzeichen! Nachdem wir uns herausgearbeitet haben, melde ich mich beim Brigadier und erhalte folgenden Befehl: Unsre 4. KTD hat gestern bei Zborow einen Mißerfolg erlitten und soll sich heute gegen Gliniany zurückgezogen haben. Um diese Kavallerie aufzunehmen, wird meine Brigade jetzt gegen Gliniany marschieren. Reiten Sie über Zurawniki -  Laszki Krolewskie dorthin, suchen Sie die Verbindung mit der KTD und melden Sie dem Divisionär, daß meine Brigade um Mitternacht von hier abgerückt ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Sie auch schon auf Feind stoßen. Meldungen auf meine Marschlinie. Das in Zurawniki stehende Bataillon IR.47, Obstlt. SCOTTI, orientieren Sie über die Lage und überbringen ihm den Befehl, daß es jetzt meine Vorhut zu bilden habe.

Im Trab erreichen wir Zurawniki, wo ich mich meines Auftrages entledige. Dann geht's in die dunkle Nacht hinaus, weiter. Das Orientieren ist wahrlich nicht leicht. Bei einem Gehöft empfängt uns lautes Hundegebell, aus einer Hütte schimmert Licht. Der Insasse, ein alter Bauer, wird herausgeholt und muß uns den Weg zeigen. In der nächsten Ortschaft tauchen wie aus einer Versenkung mehrere Männer auf und berichten unaufgefordert, daß sie vom Feinde bisher noch nichts gesehen hätten. Sie kommen mir verdächtig vor. Nun gelangen wir auf die Straße, die geradeaus nach Gliniany führt. Wir reiten Trab, später Schritt. Rechts von uns ertönt das Stampfen eines Sägewerks, dessen Fenster sind beleuchtet. Da kommt der eine Spitzenreiter, Korpl. CESEK auf seinem Schimmel zurück: „Herr Rittmeister, da vorne, kommt mir vor, steht einer; links sieht man auch Lichter, die sich gegen uns bewegen." CESEK reitet wieder nach vorne. Ich verlasse nun die Straße und trabe mit der Patrouille im Seitengelände weiter. Nach einer Weile wird gehalten, nichts rührt sich. Ich biege nun wieder auf die Straße ein und reite langsam vorwärts. Vor uns zur Rechten beginnt ein kleiner Wald, bei Gliniany bewegen sich Lichter. Da erschallt ein entfernter kurzer Ruf. Aha, das gilt meiner Spitze. Da jedoch keine Meldung kommt, glaube ich mich getäuscht zu haben und reite wieder an. Da blitzt es vor mir am Walde auf. Vilja macht einen gewaltigen Satz und kehrt um. Ich galoppiere mit der Patrouille abermals auf das freie Feld links der Straße. Vilja hinkt stark. In einer Mulde bleibe ich stehen. Im Osten wird es schon heller. Auf der Straße klappern Hufschläge, zwei Reiter nähern sich von rückwärts: unsere beiden Spitzenreiter. Es stellt sich heraus, daß sie bei meinem ersten Abbiegen von der Straße, in der Meinung, die Patrouille halte hinter ihnen, auf der Straße stehen geblieben waren und unser Vorreiten im Seitenterrain nicht bemerkt hatten. Vor uns tauchen zwei Infanteristen auf, von denen ich erfahre, daß in Gliniany kein Feind ist, sondern eigene Truppen. Auf das hin setze ich meinen Weg fort. Mein Pferd ist stockkrumm. Wir stoßen auf eine eigene Feldwache von Landsturm-Infanteristen und Ulanen. Auf meine Frage nach dem Kommandanten weist man mich nach rückwärts an einen Major, der mir mitteilt, daß in Gliniany tatsächlich die gesuchte 4. KTD. stehe. Ich lasse absitzen und übersatteln, bemerke dabei zu meiner Bestürzung, daß Vilja am rechten Vorderfuße stark blutet. Ein herzugetretener Ulanenoberleutnant ist beim Anblick meines verwundeten Pferdes sehr betroffen und bekennt, daß ein Wachtmeister seines Zuges mit der Pistole auf mich geschossen habe. Als seine Leute auf der Straße Pferdegetrappel gehört und auf den Anruf, „Halt, wer da?" plötzlich alles still geworden war, habe der Wachtmeister - in der Meinung, Feind vor sich zu haben - den Schuß abgegeben. Wir schritten nachher die Entfernung ab, sie betrug 400 Schritte. Es war also ein reiner Zufallstreffer. Dies war der erste Schuß im Kriege, der auf einen Angehörigen des III. Korps abgegeben wurde. Ein Beschlagmeister der Ulanen verband mein Pferd. Die Kugel hatte knapp ober dem Knie das Bein durchbohrt, glücklicherweise ohne den Knochen zu verletzten.

Nachdem ich eine Meldung an das 56. IBrig.-Kmdo. abgesandt hatte, begab ich mich zu Fuß in die Stadt, wo ich im Schlosse das Kommando der 4. KTD, (GM. v. Zaremba) antraf. Bald traf auch die 56. Brigade ein und mit ihr meine Eskadron. Von Offizieren der Kavallerie-Division erfuhren wir nun auch Näheres über ihren verlustreichen Kampf vom 21. August bei Jaroslawice. Mein verwundetes Pferd samt einem Wärter ließ ich bei einem Bürger zur vorläufigen Pflege <.“

 

Am 15. (Dezember 1915) hatte GARIBOLDI selbst einen gefahrvollen Verbindungsritt vom Standpunkt des Stabes südlich Jaslo zur rechten Gruppe bei Rostoki (7 km östlich davon) durchzuführen. Am 17. morgens wurde er mit 15 Reitern entlang der Wisloka vorgesandt, um die Fühlung mit dem nachts zurückgegangenen Gegner aufzunehmen. Als Rückhalt folgte ihm später auch Rittm. LANG mit der Hälfte seiner Eskadron. Der erste Feind, den GARIBOLDI sichtete, war eine Kosakenabteilung, die sich sprungweise vor den Dragonern zurückzog. Mit ihr hatte die Vorpatrouille, Wchtm. PRIVERSEK, ein heftiges Feuergefecht, in dem unsere kühn vorstürmenden Leute den mehrfach überlegenen Feind rasch zurückwarfen.

Drag. MODER wurde dabei mit einem Kosakenoffizier handgemein und tötete ihn nach kurzem Ringen. Zwei Pferde und mehrere Waffen wurden in diesem Kampfe erbeutet. Im Ganzen brachte der Zug GARIBOLDI an diesem Tage 56 Russen gefangen ein, darunter zwei in ihrem Dienst überraschte Telephon-Patrouillen samt vollständigem Gerät. Der Zug nächtigte vereint mit der herangekommenen Halbeskadron LANG in Bukowa, das abends auch von den Spitzen der Infanterie erreicht wurde“.